Musik | Hörtest
Queen – A Day At The Races
QUEEN – Eine Musikära, eine Band mit einem Leadsänger, die wir alle mindestens schon einmal in unserem Leben gehört haben sollten. Das gleiche gilt allerdings auch für Queens gesamtes Album A Day At The Races. Das Album erschien 1976 und ist das Pendant zu A Night At The Opera, aus dem das berühmte Bohemian Rhapsody stammt. Vielleicht ist es deswegen das berühmtere Album, was das Potenzial von A Day At The Races etwas übertünchen mag. Nichtsdestotrotz überzeugt letzteres durch seine Love Songs, die mal mehr emotional, ruhig, doppeldeutig oder rhythmisch zum Tanzen einladen. Das Album erschien mit insgesamt 10 Songs, das in der Deluxe-Version um fünf Live-Auftritte ergänzt wurde.
Der Titel Tie Your Mother Down bietet den rockigen Einstieg, den man zu Zeiten Queens längst gewöhnt war und mit Sicherheit nicht anders erwartet hat. Das Lied zählt zu den berühmtesten des Albums und nimmt sich – wie ganz typisch für Queen – seine Zeit für den Einstieg, bis das Tempo nach der ersten Minute deutlich anzieht. Ich bin sehr beeindruckt von der Komposition des Albums, weil ich es als absolut notwendig und gelungen empfinde You Take My Breath Away direkt als zweiten Song nach dem ersten rockigen zu listen. Dieses Lied ist mit Good Old-Fashioned Lover Boy mein klarer Favorit aus A Day At The Races. Alles an diesem Lied ist perfekt, sein ruhiger dramatischer Einstieg und die sehr nachfühlbaren Lyrics über Liebe zum Partner, bzw. zur Partnerin. Das ist die andere Seite von Queen, wie ich immer denke, weil es ein an sich eher simpleres Lied ist, bezogen auf das Instrumentale. Leadsänger Freddie Mercury sagte dazu selbst „I don’t know how we managed to stay this simple you know, with all our over dubs and things. People seem to think that we’re over-complexed, and it’s not true. It depends on the individual track really, if it needs it – we do it“. You Take My Breath Away berührt mich durch seinen Text und durch seine Sanftheit. Wie der Titel schon verrät ist das lyrische Ich hin und weg von seiner Liebe und drückt das durch seine körperlichen und mentalen Reaktionen auf sie aus. Das Herz wird gestohlen, der Geist zerreißt bei jeder Bewegung und die Liebe ist wortwörtlich atemberaubend.
Hier bildet sich außerdem auch schon die gesamte Stimmung des Albums ab. Es ist ein Hoch und Runter, rockig, ruhig, mit kraftvoller Energie und emotionaler Sanftheit – die Liebe in den Songtexten bleibt aber beständig. Die Folgelieder führen das Auf und Ab der Gefühle so weiter. Ab der zweiten CD sind mit Somebody To Love und Good Old-Fashioned Lover Boy meiner Meinung nach die Höhepunkte erreicht. Somebody To Love iss das wohl zweit-berühmteste Lied des Albums, durch nichts geringeres als seine Gospelchor-Elemente und Lyrics, die man schon nach dem ersten Hören mitsingen kann.
Nun aber endlich zu Good Old-Fashioned Lover Boy: Die Melodie des Songs ist geradezu einladend, um selbst sofort mit einzustimmen. Es hebt die Stimmung auf eine lockere, kecke und doppeldeutige Ebene gegen Ende des Albums. Liedstellen wie „Oh, love (There he goes again) / (He’s my good old fashioned loverboy) Oh, loverboy, What’re you doin‘ tonight, hey, boy?“ lassen erahnen, dass Freddie Mercury das Lied seinem damaligen Freund David Minns gewidmet hat, was auch schon bei You Take My Breath Away stark vermutet wurde. Good Old-Fashioned Lover Boy ist ein unheimlich rhythmisches Lied, was zum Tanzen einlädt, doch nicht ganz und gar von bloßem Tanzen handelt.
Insgesamt ist A Day At The Races ein rundes, lockeres und wortwörtlich liebevolles Album. Es schließt mit dem Song Teo Toriatte (Let Us Cling Together), was sich seine Besonderheit für seine mittleren Strophen aufgespart hat. Bewegt von den Auftritten in Japan wurden zwei der Strophen auf Japanisch verfasst, zu Ehren der Fans. Auch hier zeigt sich wieder Queens Vielschichtigkeit, die das Album so lebhaft macht.
A Day At The Races empfehle ich jeder Person, die ihren Queen-Horizont um Längen erweitern will und bereit ist, in sanfte, wie auch rockige Balladen über Liebe rein zuhören.
Foto: Queen/EMI