Musik

Roskilde_Donnerstag_Skrillex@Christian_Hedel_-7778
Roskilde_Donnerstag_Skrillex@Christian_Hedel_-7778

Eine unvergessliche Reise nach Roskilde

25. Juli 2024
von Finn Mommsen

Bild: Christian Hedel

 

Musikredakteur Jan Trottenberg und ich durften dieses Jahr für CT das radio auf das legendäre Roskilde Festival. In diesem Nachbericht nehme ich euch mit auf unsere 4-tägige Odyssee durch die musikalischen Wunderwelten des Festivals.  

Tag 1: Ein freundlicher Empfang 

Angereist mit dem Zug kommen wir tatsächlich pünktlich in der Stadt Roskilde an und haben nur noch das Hindernis vor uns, die Bändchen-Stände für alle Medienvertreter_innen zu finden. Glücklicherweise trafen wir direkt auf nette Kollegen vom WDR, mit denen wir gemeinsam diese Reise antreten konnten und schlussendlich auch unser Ziel erreichten. Kurz darauf traf ich auf Aaron, der aus Holland anreiste und dieses Jahr erneut als Volontär mithalf. Roskilde ist ein Non-Profit-Festival und neben Aaron halfen tausende Menschen dabei, dieses besondere Festival auf die Beine zu stellen. Aaron bekam für seine Dienste eine Karte umsonst und konnte im sogenannten Volunteers Village zelten. Seine Aufgabe war es, einen Stand am Ende abzureißen; das mag zwar ziemlich wenig erscheinen, doch jeder Beitrag trug dazu bei, das Gesamtgerüst zu stemmen.

https://www.roskilde-festival.dk/en/news/become-a-volunteer

Bändchen wurden geholt und unser netter Kontakt Keno von der Promotions-Agentur Factory 92 zeigte uns den Weg zum Camping und den Backstage-Bereich des Festivals. Hungrig von der Reise haben wir dann auch direkt das kulinarische Angebot getestet, was in dem Fall ein veganer Kimchi Burger war, der sich echt sehen lassen konnte. Gestärkt machten wir uns auf zu dem Festivalgelände. Wir haben gerade 15:00 Uhr und es ist noch sehr leer, da die ersten großen Auftritte um 18:00 Uhr beginnen. Im Nachhinein ist das ein wirklich besonderer Moment gewesen, da alle Orte stetig gut gefüllt sein sollten in den nächsten Tagen. So liefen wir an der seit 2003 existierenden Arena-Bühne vorbei, wo gerade ein Soundcheck stattfand. Nur wenig später sollte sich diese Bühne füllen und der Ort sein, wo ich meinen ersten Roskilde-Auftritt sehen würde.

Doch zunächst freundeten wir uns mit Kollegen vom Hochschulradio M94.5 an und erkundeten das Biersortiment des Festivals. Ein schneller Blick auf die Uhr zeigte mir allerdings, dass ich ganz fix losgehen sollte, um Jessie Ware in der nun vollen Arena bestaunen zu können.

Jessie Ware und Sevdaliza zogen uns in ihren Bann

In den letzten vier Jahren bescherte uns Jessie Ware mit That feels good! und Whats your Pleasure zwei fantastische Dance-Pop-Alben. Diese Energie von den Aufnahmen war live noch einmal stärker gewesen. Umgeben von einer  Band und zwei talentierten Tänzern bescherte ihr Auftritt mir und allen um mich herum gute Laune. Zum Schluss nahm sie noch einmal alle mit ins Boot, als sie Believe von Cher coverte. Der Chorus hallte durch ganz Roskilde, eine pure Ekstase.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvYUQ3RjZNOWZzbXM/c2k9VlpDVlhUODBhb1VjMlQ5TSIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Zum Entspannen gab es die wirklich starke Kombination aus einem veganen indischen Curry und einem erfrischenden Mango-Smoothie. Die Auswahl an Essens-Buden war teilweise ein wenig überfordernd, aber die vielen Möglichkeiten waren auch angenehm, da wir nie fest geplant hatten, sondern meistens an einem Stand vorbeiliefen und dann zugriffen.

Indessen gab es aber eine schwere Entscheidung zu treffen. CT Liebling Bar Italia trat zeitgleich mit der spontan eingesprungen Sevdaliza auf. Nach längerem Überlegen zog es uns zu Sevdaliza und der Eos Bühne. Eos ist in der Nähe von der Orange-Stage, was die größte Bühne von Roskilde ist. Eos  ist ein wenig kleiner, aber bietet mit dem Open Air Aspekt einer trotzdem großen Menge an Leuten Platz. Wir waren froh, dass es schon ein wenig dunkler wurde; das passte perfekt zu den düsteren Klangwelten, die Sevdaliza durch ihren Gesang und elektronische Elemente zu erzeugen wusste. Nach ihrem Auftritt ging es das erste Mal zur Main Stage.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGlmcmFtZSB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvOXQ3U2NsQVhvUXc/c2k9bURUUTJHamxEMzZQSXVMLSIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Doja Cat, moshen zu Britney Spears, mystische Klänge und ein später tanz im Regen

Die Orange-Stage hat eine wirklich besondere Ausstrahlung. Seit 1978 gibt es sie schon und über 60.000 Menschen können vor ihr Platz finden. Auf ihr haben die größten Künstler:innen der Welt über Jahre performt. Hier hatte mein Vater 1980 noch Santana gesehen und jetzt schaute ich mir Doja Cat an. Ich hatte eine gewisse Skepsis wahrgenommen, was ihren Auftritt angeht, doch diese wurde schnell vertrieben. Von Beginn an fesselte sie das Publikum. Außerdem gelang ihr der Spagat von anfänglichen Rap-Songs hin zu poppigen Tracks. Zum Abschluss wurde dann noch die Stadt rot angemalt, umgeben von einer riesigen orangefarbenen Bühne.

Bild: Christian Hedel

Nach der tollen Show sprinteten Jan und ich zu der kleinen, aber feinen Avalon-Bühne, die es seit 2014 gibt und 5000 Leuten Platz bietet. Dort sahen wir das amerikanische Queer-Punk-Musikkollektiv The HIRS Collective. Als Jan von weitem eine brachiale, punkige Stimme hörte, untermalt mit peitschenden Gitarren, legte er einen 100 Meter Sprint direkt in den Moshpit hin. Die faszinierende Mischung aus Punk und Metalcore hat mich auch in einige Moshpits gekriegt. Ein Highlight war dabei der Remix von Britney Spear‘s Toxic. Dazu zu moshen war definitiv nicht auf meiner Bingo Karte.  

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvQ00zNktoS3JoOU0/c2k9dzdwQWhENWxid2RQV2xqUSIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Unser Abend war noch nicht zu Ende. Es zog uns ein weiteres Mal in die vor Regen schützenden Hallen der Arena, wo wir einen Teil der spektakulären Performance des dänisch, deutsch, norwegischen Kollektivs Heilung gesehen haben. Ein Auftritt wie eine Urgewalt, mystisch faszinierend. Die fehlende Interaktion mit dem Publikum sorgte dafür, dass die Immersion umso stärker wurde.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvOVBGejlGUXNVOHc/c2k9ckF0aWtOeW9XcWxpYkNwXyIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Wir mussten uns der Magie von Heilung vor Ende des Auftritts entziehen, da wir den langen Tag mit einer groovigen Performance von der Band Jungle abschließen wollten. Wir hatten gerade einen guten Platz gefunden, da begann es zu regnen, doch das störte uns nicht wirklich, da wir uns so mit einigen Dän_innen vor uns anfreunden konnten. Ihre Energie war absolut ansteckend, das Wetter hatte sie nicht gestört. Eine Person war sogar umgeknickt und die Jungs haben sie immer gestützt und mit ihr getanzt. Jungles Show war ein würdiger Abschluss; alle tanzten zu den souligen Sounds in der Nacht, während das Bühnenlicht der Orange-Stage von den Sonnenbrillen der Band reflektiert wurde.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvcTNsWDJwX1V5OUk/c2k9REtjdm9UdjhzWFZkWU5BYyIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Mit einem letzten Burrito bewaffnet, machten wir uns auf zu unseren Zelten und waren gespannt, was Tag zwei zu bieten hat. 

Tag 2: Roskilde ist mehr als nur ein Festival

Der Donnerstag startete für uns mit spannenden Einblicken hinter die Kulissen. Wir hatten die Möglichkeit, uns mit einigen Mitarbeiter_innen des Festivals zu treffen. Als Erstes trafen wir auf Nils Nagel, den Projektleiter der Plattform. Die Plattform ist eine kleine Bühne, wo Künstler_innen die Chance haben, verschiedene Performances zu zeigen. Hauptsächlich waren es musikalische Auftritte. Es gab aber auch Ausnahmen, wie die interaktive Installation von Ruth Rebekka Hansen. Die Performance in dieser Installation trug den Namen Ripe Body. Hansen bewegte sich einnehmend durch die drei Meter hohe transparente Box, um physikalische Formen und Machtstrukturen herauszufordern.

In dem Backstagebereich der Gaia-Bühne hatten wir noch die Möglichkeit, mit der aus Norddeutschland stammenden Künstlerin GRETA zu reden. Die Singer-Songwriterin lebt mittlerweile schon seit mehreren Jahren in Dänemark und schätzt den musikalischen Zusammenhalt, den es dort zu geben scheint. Sie trat am Freitag auf der Gaia Bühne auf.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvN1hVdVR3QXV0ZTg/c2k9dHAxV2VDRm5hMi1lTloyUyIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Zum Schluss trafen wir auf Wienke Reimer, die sich um die Pfandkoordination vom Festival kümmert. Das Pfandsystem von Roskilde ist ziemlich ausgefeilt und spielt eine große Rolle. Jedes Jahr pilgern hunderte Menschen zum Festival, um dort Pfand zu sammeln. Diesen tauschen sie gegen Geld, das Festival wird im Umkehrschluss sauberer hinterlassen. So entsteht eine funktionale Zusammenarbeit. Später erfuhren wir, dass ihr Kind Herbert heißt und das wegen niemand Geringeren als Herbert Grönemeyer, also Glück auf!

Moshen, nasse Füße und gute Vibes

Dann wurde es aber wieder Zeit für den nächsten Auftritt. Für Jan als Metalcore Fan war While She Sleeps eins der großen Highlights. Doch der Auftritt sollte nicht ohne Probleme beginnen. Er verzögerte sich, weil es so stark regnete, dass zu viel Wasser auf der Bühne war. Selbst als es losging, war die Bühne mit einer leichten Wasserschicht bedeckt. Laurence Taylor, der Frontman der Band, nutze diese Situation geschickt, um durch das Wasser auf seinen Bauch zu rutschen.

Die Sonne schien jetzt prall und die Energie war hoch. Da man in Dänemark aber auf alles vorbereitet sein musste, waren wir immer gut bepackt für alle Fälle. Deswegen opferte ich mich, um auf Jans Sachen aufzupassen, sodass er mit den anderen Verrückten in den Moshpit konnte. Es schien alles gut zu laufen, dann gab es jedoch eine Unterbrechung, da der Frontman wollte, dass viele Leute stagediven. Roskilde hat ein strenges Verbot, da am 30. Juni 2000 neun Konzertbesucher_innen aufgrund eines gedränges auf dem Roskilde Festival verstorben sind. Deswegen wurde der Strom kurz abgestellt. Die Antwort der Band auf diese Unterbrechung war die Forderung des „größten Circle Pit´s in Roskilde“, wo alle gut aufeinander aufgepasst hatten. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvM2xYZ2xING9oSlU/c2k9WHRiVWQtQ3FnX3FYZVRLNiIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Zur Entspannung nach diesem Auftritt aßen Jan und ich das schlechteste Ramen seit langem. Das Essen war bisher sehr gut, aber man kann ja mal Pech haben. Dann trafen wir auf zwei Kollegen und erkundeten die Bierwelten von Roskilde. Neu gestärkt machten wir uns mit einem erfrischenden Kaltgetränk auf den Weg zu Khruangbin.

Bild: Christian Hedel

Dann begann Jans persönlicher Kampf mit undichten Schuhen und dänischem Wetter. Eigentlich wollten wir beide zur Rapperin Noname aus Chicago gehen, Jan musste aber leider den beschwerlichen Weg zum Zelt antreten. Ich fand mich dann in der Avalon-Bühne wieder, wo ich und 5000 Menschen Zuflucht vor dem Regen suchten. Für mich war Noname’s Auftritt ein absolutes Highlight. Der prasselnde Regen auf das Zeltdach in Verbindung mit dem beruhigenden Jazz-Rap erfüllte den Raum mit positiver Energie.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvc3lpNjB0VUlQNDg/c2k9dEcyTlI3LVZYQTlIR3RGUSIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Von diesem Auftritt ging es dann zu einer persönlichen Enttäuschung von uns. Der US-amerikanische Rapper 21 Savage ist einer der Headliner dieses Jahr gewesen. Doch brachte er leider nicht so viel Energie rüber und konnte die Menschen nicht mitreißen.

   Bild: Christian Hedel

Jan ist mittlerweile wieder zu uns gestoßen und wir machten uns mit einer größeren Gruppe zur Londoner Indie Rock Band The Last Dinner Party auf. Umgeben von wehenden Fahnen genossen wir unser letztes Dinner, gespickt mit schönen Gitarrenriffs und charismatischen Vokals.

   Bild: Christian Hedel

Zum Abschluss des Abends ging es dann erneut in die Arena zu der englischen Popmusikerin Pinkpantheress. Sie lieferte einen sympathisch verpeilten Auftritt. Vergaß einige ihrer Lyrics, sagte zwei Songs falsch an, aber verband das Ganze mit selbst reflektierenden Kommentaren. Während sie den Song Another life performte, fehlten ihr öfter die Lyrics. Sie sagte dann kurz ins Mikro „I swear I usually know this lyrics guys“. Zum Schluss holte sie einen Fan auf die Bühne, der wirklich komplett abgerissen hat. Oftmals gehen solche spontanen Kollaborationen auf Konzerten schief, aber hier war es ein voller Erfolg.

  Bild: Christian Hedel

Tag 3: Auroras Zauber und EM Wahnsinn

Zum Start in den Tag trafen wir uns mit den Veranstalter_innen des Festivals, um mehr über Roskilde und den Gedanken hinter einem großen Festival zu erfahren. Uns fiel in den ersten Tagen bereits auf, wie viele junge Menschen auf dem Festival waren. Den Eindruck bestätigte die Aussage der Veranstalter_innen, dass sie mit dem Line-up vor allem die jüngere Generation ansprechen wollen. Trotzdem gibt es aber auch mit Bands wie den Foo Fighters und PJ Harvey was für ältere Generationen. Viel wichtiger ist den Veranstalter_innen aber die Diversität im Line-up. So ist das Roskilde Festival eins der wenigen in Europa, wo es einen 50/50 Split in männlich und weiblich gelesene Künstler_innen gibt. Ein weiterer wichtiger Punkt im Gespräch, war die Zukunft von Festivals in Europa. Viele der kleineren Festivals kämpfen um ihre Existenz. Auch in Deutschland fand das  Melt Festival das letzte Mal dieses Jahr statt. Roskilde geht es finanziell noch gut, trotzdem war der Blick in die Zukunft nicht sorgenfrei.

Nach diesem spannenden Gespräch zog es uns zu der Orange-Stage, um die norwegische Sängerin Aurora zu sehen. Wir waren tatsächlich nicht allzu vertraut mit ihrer Musik und wurden umso mehr überrascht von ihrem Auftritt. Ihre Sprechstimme mag zart sein, doch wenn sie anfängt zu singen, erscheint es, als würde sie mächtige Zaubersprüche wirken und einen Donnersturm beschwören.

  Bild: Christian Hedel

Dann war es so weit: Deutschland spielte gegen Spanien im Viertelfinale. Im Backstagebereich sammelten wir uns mit diversen deutschen Journalist_innen um einen kleinen Laptop, um das Spiel zu sehen. Nicht weit von uns machten sich auch die spanischen Journalist_innen breit, die allerdings einen verzögerten Stream hatten. Gegen Ende gesellten sie sich dann zu uns und hatten das glücklichere Ende.

Charli XCX und Róisín Murphy lassen den Boden beben

Wir haben uns von der Niederlage aber nicht den Abend ruinieren lassen. Denn es spielten jetzt die Foo Fighters und Charli XCX parallel. Hier trennten sich Jans und meine Wege. Auch wenn die Foo Fighters legendär sind, konnte ich nicht anders als Charli zu sehen. Vor allem, wo ihr letztes Album Brat so fantastisch war. Ich sollte diese Entscheidung keinen Moment bereuen. Ich wurde direkt belohnt, als sie nach 10 Minuten Caroline Polachek auf die Bühne holte. Die Zuschauenden waren von Beginn an voll dabei und grölten jeden Song mit. Das Ganze endete mit einem Techno-Remix von 365, der den Boden der Arena zum Beben brachte. Ich habe mir aber auch von Jan sagen lassen, dass die Foo Fighters super waren.

Bild: Christian Hedel 

Dann ging es erneut in die Arena, wo Róisín Murphy auf uns wartete. Mir wurde bereits verraten, dass ihre Live-Show voller Überraschungen steckt. Es war unglaublich, sie wechselte bei jedem Song ihr Outfit, sodass sie am Ende über 15 verschiedene Outfits trug. Außerdem wurde auf sehr kreative Weise mit dem Videobildschirm experimentiert. So wurde ein Effekt genutzt, bei dem sich das Publikum selbst auf dem Bildschirm sah und Róisín ebenfalls gespiegelt wurde. Das Ganze endete damit, dass die Kamera in ihrem Mund landete. Ich werde diesen Auftritt nicht so schnell vergessen.

  Bild: Christian Hedel

Tag 4: Ein furioses Finale

Über die ganzen Tage fanden Performances unter dem Namen Food is Now statt. In diesem Format wurde sich mit dem übergeordneten Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Wir hatten uns die Performance Mother tree von der kenianischen Künstlerin Wanjiku angeguckt. Unter dem Titel Back to the roots performte sie ein präkoloniales Ritual, um Samen und Ernte zu segnen. Wir wurden aktiv in die Performance mit eingebunden, indem wir ein kleines Gefäß mit Samen bekamen, das wir schütteln konnten. Am Ende konnte jede Person ihre Samen pflanzen. Das Ziel war es, eine Sichtbarkeit für  die die kenianische Farmer_innen und den Ursprung von Essen zu erlangen. Letzteren werde es erschwert, ihre Ernte nach Europa zu exportieren.

Nach dieser spannenden Performance ging ich das erste Mal zu der Bühne Gloria. Eine besondere Bühne, da es dort nur Platz für eine begrenzte Anzahl von Menschen gab und man sich in einer Schlange anstellen musste. Gloria war überdacht und wie eine klassische Konzerthalle aufgebaut. Gespielt hatte die Band English Teacher. Es war unfassbar stickig im Gloria, trotzdem hat die noch ziemlich neue Band mich voll überzeugt. Die Mischung aus schmissigen Indierock Songs und schönen Balladen funktionierte voll und ganz.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvNUk3emVmRW9xR0U/c2k9M0V3N1lidkkzNnB5WkxMRCIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Dann legte ich einen Sprint zur Eos-Bühne hin, da ich unbedingt noch den Rest von der peruanischen DJane Sofia Kourtesis sehen wollte. Ich fand einen Platz ziemlich in der Nähe der Boxen, wo der Bass mein Herz und meine Ohren zum Beben brachte.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvVWoxbTdzNlRSTms/c2k9ZXJRaWJOcHN1MW5Ma0hSdCIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Mein striktes Programm ging weiter, da Action Bronson bereits in der Arena mit seiner Show angefangen hatte. Auf ihn hat Jan, der momentan in seiner Old School Hip-Hop-Phase ist, sich sehr gefreut. Er wurde nicht enttäuscht, Bronson legte eine intensive Show hin und hatte eine hervorragende Verbindung zu seiner Band. Wenn der Saxophon-Spieler, der gleichzeitig Bronsons Cousin ist, sein Solo ansetzte, ging der Rapper auf die Knie, mit geballter Faust, was dem ganzen eine wundervolle Theatralik verlieh. 

Bild: Christian Hedel

Da ein starker Regensturm angesagt war, suchten wir Unterschlupf im Pressebereich. Als dieser vorbei zog, wagten wir uns aus dem sicheren Zelt heraus und pilgern durch einen sehr matschigen Boden zu der legendären Singer-Songwriterin PJ Harvey. Die Leute wurden bei dem Wetter auch immer kreativer, so hüllte sich jemand komplett in einen Müllsack ein, sodass man von außen nur noch seine Zigarette sah. Andere rutschten gekonnte auf den Füßen durch den Schlamm.

Bild: Christian Heidel

Bei mir setzten leider ein wenig die Kopfschmerzen ein, doch Jan rettete meine gute Laune mit einer Kopfschmerztablette. PJ Harvey hat mir gut gefallen, auch wenn sie wenig mit dem Publikum interagierte. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvZ0RCWlozdXZpbUU/c2k9cUEwa1VpMERITXRiSTd4YSIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Dann erkundeten wir den sagenumwobenen Campingplatz. Hier campen Leute bereits den 7. Tag. Der Boden war unfassbar zermatscht und es glich einem Slalomlauf durch Dreck, um an das Ziel zu kommen. Immerhin regnete es nicht mehr. Was wir dann sahen, war ein ganz besonderes Schauspiel. Im Himmel entstand der schönste Sonnenuntergang, während wir die Überbleibsel des Campingplatzes inspizierten. Die Leute waren bereits halb am Aufräumen; Menschen zelteten neben Müll und tanzten in den Pavillons. Dann erblickten wir einen Hügel, wo Tollkühne mit ihren Matratzen herunterfuhren. Wir wussten direkt, dass dieser Hügel erklommen werden musste. Oben angekommen hatten wir einen wunderbaren Überblick und genossen den Sonnenuntergang. Ach Roskilde, wie schön du doch sein kannst!

Bild: Finn Mommsen

Kurz danach verabschiedeten wir uns von einem Kollegen, der früher fahren musste, und gingen nach dem emotionalen Abschied zum amerikanischen Superstar SZA. Das Bühnenbild war toll, ihre Show hat mich persönlich nicht umgehauen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvMnAzelpvcmFLOWc/c2k9c1lGT2FxMVBMN1F0WF9JUSIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Wir versammelten uns danach im Media-Bereich, um zu erfragen, wer noch bereit wäre für einen letzten Ritt ins Ungewisse. Mit dem Ungewissen war das Elektronik-Duo Overmono gemeint. Sie traten in der leicht versteckten Apollo-Bühne, ganz am Rande des Festivals, auf.

Bevor es losging, spielte ich noch mit einem Kollegen eine Runde Tischtennis, was man eben so um 1:00 Uhr nachts auf einem Festival macht. Dann ging es mit den letzten Verrückten zu Overmono. Zu den elektronischen Klängen wurde  noch einmal alles geben und wir konnten die Show beflügelt verlassen. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PHA+PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiB0aXRsZT0iWW91VHViZSB2aWRlbyBwbGF5ZXIiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvc1FSZnAyWHA2VTA/c2k9MjlLUG1nOFZLLXFCVHY3UyIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+PC9wPg==

Schlussendlich lässt sich sagen, dass Roskilde ein toller Ort voller Wunder und Abwechslung ist, die sich zu erkunden lohnen!