Musik | Konzerte
Beabadoobee – A Night To Remember im Carlswerk
Der Weg zum Carlswerk Viktoria, das im Herzen von Köln-Mülheim liegt, ist immer ein besonderer. Sobald man das Fast-Food Schlaraffenland in der Kolbstraße erreicht, entsteht eine kollektive Aufbruchstimmung, die ansteckend ist. Alle stärken sich noch einmal, um weiterzuziehen, und meistens lässt sich der Weg zu der Konzert-Location in Gemeinschaft bestreiten. Für mich ging es zur britischen Singer-Songwriterin Beabadoobee, welche momentan durch Europa mit ihrem neuesten Album This is how tommorow moves tourt.
Beim Carlswerk angekommen, erblickte ich eine beeindruckend lange Schlange vor der Garderobentür. Vor allem im Winter könnt ihr dem langen Warten in der Kälte entgehen, wenn ihr nicht zu schwer bepackt seid, da die Tür während der Vorstellung offen bleibt und es so nicht zu warm wird. Da ich mir die Wartezeit sparen konnte, hatte ich genug Zeit, um mir den support-act Unflirt anzugucken.
Ein warmer Empfang
Die aus London stammende Singer-Songwriterin Unflirt unterstützte Bea und war zuvor bereits mit der norwegischen Musikerin Aurora auf Tour gewesen. Sie hatte ihre Karriere in der Coronazeit begonnen, wo sie die Quarantäne nutzte, um Songs mit ihrer Gitarre in ihrem Zimmer aufzunehmen. Bea und Unflirt, die tatsächlich Kindheitsfreunde sind, passen musikalisch sehr gut zusammen. Unflirts Bedroom Pop Songs wurden in einer sehr intimen Performance vorgetragen. Auf der Bühne war nur sie und ihre Gitarre und ein schwarzer Vorhang. Mit diesem Fokus auf das Spielen und den Gesang konnten sich alle wunderbar in ihren verträumten Klängen verlieren.
Bei ihrem Auftritt merkte ich schnell, wie aktiv die Fans vor allem in den ersten Reihen sein würden. So wurden Song-Ankündigungen mit laut halsen schreien willkommen geheißen und es erklangen ebenfalls einige „i love you“ rufe. Das sollten nicht die letzten Liebesbekundungen des Abends gewesen sein, da als nächstes Bea dran war.
Von California bis Cologne
Nach einer kurzen Pause, gingen drei Musiker*innen auf die Bühne, was die Menge bereits zum Toben brachte, doch die vierte Person sorgte dann für den ersten Lautstärke-Rekord des Abends. Bea war nun mit ihrer Bassistin, einem Gitarristen und einem Schlagzeuger auf der Bühne angekommen. Sie legten dann auch direkt los mit California aus ihrem neuesten Album This is how tommorow Moves. California ist einer der rockigen Songs auf ihrem neuen Album und hatte wunderbar als opener funktioniert, um direkt alle abzuholen. Ansonsten sind auf ihrem neuesten Werk viele Balladen, weswegen ich einen Tempowechsel nach California erwartet hatte. Doch ich hatte mich geirrt, da es direkt mit Talk und 10:36 aus ihrem 2022 erschienen Album Beatopia weiter ging, die ebenfalls sehr rockig sind.
Genauso überraschte mich die Bühnenshow, die ich ähnlich dezent wie bei Unflirt erwartet hatte. Hinter Bea und ihrer Band war eine weiße Leinwand zu sehen, wo vier Scheinwerfer verbaut waren. Außerdem gab es einen stetigen Gitarrenwechsel. Bei den schmissigen Songs spielte Bea vor allem mit ihrer pinken E-Gitarre, bei langsameren Songs, wechselte sie zu ihrer Akustik-Gitarre.
Die ersten zwei Songs wurden ohne direkte Interaktion mit dem Publikum gespielt, was positiv dafür sorgte, dass das Publikum sich immersiv in ihrer pulsierenden Performance verlieren konnte. Bei 10:36 regte Bea das Publikum an, auf die Knie zu gehen und gemeinsam loszuspringen, was erstaunlich gut funktionierte. Es entstand eine losgelöste Atmosphäre und das Carlswerk wurde zum Beben gebracht. Danach bekamen wir alle eine kleine Verschnaufpause und Bea nutzte den Moment, um sich vorzustellen „Hi Guys i am Beabadoobee“, was mit dutzenden „I love you“ Schreien erwidert wurde.
Dann spielte sie Charlie Brown wo sich zeigte, dass die Scheinwerfer nicht nur weiß, sondern auch rot leuchten konnten, wodurch das Carlswerk in eine warme Farbe illuminiert wurde und den sanften Klängen ihrer Stimme eine passende Kulisse verlieh. Nach dem Song bedankte sie sich beim Publikum mit einem „thank you so much it means the World to me“ und ergänzte das mit einem „its fucking Cold tho“, was für einige Lacher sorgte.
Während sie Take a Bite spielte, zeigten sich die Möglichkeiten der Leinwand, auf der die Schatten der Band in abwechselnden Rotationen auftauchten. Mir gefiel dieser gekonnten stilistischen Wechsel, sowohl musikalisch als auch auf einer bildlichen Ebene. Bei Ever Seen wurde es dann sehr minimalistisch, nur Bea und ihre Gitarre waren auf der Bühne, während sie von weißem Licht beleuchtet wurden.
Ab diesem Punkt setzte Bea größeren Wert auf Interaktionen mit dem Publikum. Sie erzählte von ihrem letzten Auftritt in Köln „ist been a fucking while“ und fragte „how do you guys even pronounce Cologne“. Sie bekam darauf ein unkoordiniertes „Köln, Köln“ Schreikonzert und antwortete mit einem „Kölen“. Kurz danach wurde eine Flagge auf die Bühne geworfen, welche die Aussage „Graphic Design is my Passion“ verkörpert. Auf ihr waren zwei animierte Katzen, hinter denen die amerikanische Fahne abgebildet war, ein skurriles Werk.
Nach diesen lustigen Interaktionen wurde es noch einmal sehr emotional, als Bea Girl Song mit Klavier und Akustik-Gitarren Begleitung anstimmte.
Danach gab es noch eine Überraschung, denn die Leinwand war nicht das Ende des Bühnenbildes. Nach One Time wurde der Vorhang sehr effektiv hochgezogen und es zeigte sich ein Efeu ähnlicher Hintergrund. Vor diesem neuen Bühnenbild wurde eine sehr energiegeladene Performance von She Plays Bass aus der Cadet Ep gespielt, wo es einen schönen Moment mit ihrer Bassistin gab. Beide spielten einander an und performten dann Rücken an Rücken.
Der vorerst letzte Song war passenderweise Cologne, doch das sollte noch nicht das Ende gewesen sein. Nach diversen enthusiastischen „One More Song“ rufen kam die Band erneut wieder. Bea nutzte den Moment, um von ihrem Besuch vom Weihnachtsmarkt am Dom zu berichten, was sie sehr schön fand, auch wenn sie die deutschen Begriffe an den Ständen als sehr skurril empfunden hatte. Zum Abschluss hatte sie noch eine schöne Überleitung eingebaut, „This ist he last song but thats okay i see you soon“ und darauf stimmte sie den Song see you soon an.
Auch ich muss sagen, dass mich der Auftritt sehr verzaubert hatte. Die Mischung aus energetischen Rock-Songs, behutsamen Balladen und der überraschend aufwendigen Bühnenshow sorgten für ein rundes Gesamtpaket, und ich kann mich Bea nur anschließen und hoffe wir sehen sie bald wieder.