Die Besten Alben 2024

2024 war ein sehr starkes musikalisches Jahr, wo enorm viel gutes erschienen ist. Deswegen nehme ich euch mit der Hilfe meines kollegens Moritz Morsch auf eine Reise auf der Suche nach den besten Alben 2024. 

 

50: Childish Gambino – Bando Stone and The New World

Donald Glover ist ein Tausendsassa. Neben seiner musikalischen Alias Childish Gambino ist er Schauspieler, Comedian, Regisseur und Drehbuchautor. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in seiner Musik wider, so hat er mit Rap angefangen und lieferte dann 2016 mit Awaken My Love ein großartiges Neo-Soul-Album. Bando Stone and The New World ist eine musikalische Reise durch seine Karriere. Es gibt Rap-Tracks wie Cruisin, Soul-Songs wie das fantastische Lithonia und R&B-Elemente auf einem Song wie In The Night. Diese Vielfalt ist spannend, geht aber nicht immer auf, es wirkt, als wären zu viele Ideen gleichzeitig am Werk gewesen. Trotzdem finden sich einige Highlights auf dem Album, was das Durchhören definitiv lohnenswert macht.

Beste Songs – Lithonia, In The Night

 

49: Nia Archives – Silence is Loud

Die Londoner DJane Nia Archives hatte bisher vor allem instrumentale elektronische Musik gemacht, die dem Sub-Genre Jungle zuzuordnen ist. Dieses Genre zeichnet sich vor allem durch treibende Break Beats aus. Break Beats sind rhythmische Schlagzeugmuster, welche sich vor allem durch unregelmäßige, schnelle und repetitive Strukturen auszeichnen. Silence is Loud ist ihr erstes Studioalbum. Die beschriebenen Jungle-Sounds finden sich auf den meisten Songs wieder, doch sie überrascht auch mit einem wirklich starken souligen Gesang und bietet uns eine bunte Mischung aus emotionalen und tanzbaren Songs.

Beste Songs – Crowded Rooms, Unfinished Business

 

48: Michael Kiwanuka – Small Changes

Small Changes ist das vierte Studioalbum des britischen Soul-Musikers Michael Kiwanuka. Im Vergleich zu seinem letzten Album self titled nimmt er tatsächlich ein paar kleine Änderungen vor, indem er die rockigen Elemente zurücknimmt und einen langsameren Soul-Sound anstrebt. Small Changes ist so ein sehr romantisches Album, das einen eher zum Träumen als zum Tanzen anregt. Ich hätte mir noch ein wenig mehr Abwechslung auf den 11 Songs gewünscht, trotzdem ist es gerade in der Winterzeit sehr besinnlich.

Beste Songs – Floating Parade, Four Long Years

 

47: Hinds – Viva Hinds

Hinds ist eine spanische Indierockband, die dieses Jahr mit Ohrwürmern wie Coffee und Superstar für Aufsehen gesorgt hat. Das ganze Album ist sehr bunt und schafft die Brücke zwischen Rock, Pop und Punk. Songs wie Bon Voyage oder Mala Vista sind ein wenig zu seicht, trotzdem bietet euch das Album eine gute Unterhaltung über 31 kurzweilige Minuten.

Beste Songs – Coffe, Boom Boom Back

 

46: Ginger Root – Shinbangumi

Ginger Root ist ein Musikprojekt, das von dem chinesischen Singer-Songwriter Cameron lew als Lead Singer gegründet wurde. Mit ihrem verträumten Bedroom-Pop Sound sind sie bereits seit 2017 unterwegs und haben 2021 mit der Lead-Single Loretta ihren großen Durchbruch gehabt. Shinbangumi bezieht sich vor allem auf die Ästhetik des City-Pop-Genres aus den späten 70er Jahren in Japan. Die Musikvideos haben Retro-Filter, und mit den Songs lässt sich kurz dem Alltag entfliehen und eine kleine kurzweilige jazzige Zeitreise antreten.

Beste Songs – No Problem , Only You

 

45: The Marías – Submarine

Die amerikanische Band The Marías hatte bereits 2021 mit ihrem Debütalbum Cinema ein spannendes Dream-Pop-Album geschaffen. Die verträumten Klänge erinnerten vor allem an die kanadische Indierockband Men I trust. Was The Marías immer auszeichnete, war der Wechsel vom englischen und spanischen Texten. Das haben sie auf ihrem neuesten Album Submarine ebenfalls fortgeführt. Sie erfinden sich auf dem Album nicht neu, setzten aber an ihren Stärken aus dem vorherigen Album an und schafften ein fokussiertes Werk, das sich wie Urlaub am Strand anhört.

Beste Songs – Paranoia, Run Your Mouth

 

44: Justice – Hyperdrama

Das legendäre französische DJ-Duo Justice ist nach einer 8-jährigen Pause mit ihrem neuen Album Hyperdrama zurückgekehrt. Auch wenn es nicht die konstant gute Qualität wie Daft Punks Revival Album Random Acces Memories hat, fühlt sich Hyperdrama ebenfalls wie eine Rückkehr zu alter Form an. Besonders die Single Generator sticht mit ihren düsteren Synth-klängen, die von einem treibenden Bass unterstützt werden, heraus. Die zwei Kooperationen mit Tame Impala auf One Night/ All Night und vor allem auf Neverender sind absolute Highlights. Die Verbindung von Tame Impalas typischen Sounds mit dem elektronischen touch von Justice sorgen für tanzbare Songs mit Ohrwurmgarantie. Auf ganzer Länge gibt es Songs wie Happy Dream oder Explorer, die leider schwächer sind, trotzdem lohnt es sich dem Revival zuzuhören.

Beste Songs – Generator, Neverender

 

43: Hana Vu – Romanticism

Von einem sehr erfahrenen Duo geht es zur amerikanischen Singer-Songwriterin Hana Vu, die zwar schon seit 2015 Musik macht, aber mit ihren neuen Album Romanticism dieses Jahr für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Wenn ihr Lust auf ein klassisches Indie-Rock-Album habt, seid ihr bei ihr an der richtigen Adresse. Sie erfindet das Rad definitiv nicht neu und es gibt Momente wie Play oder Find me under wilted Trees, die ein wenig eintönig daherkommen. Bei Songs wie Hammer, Dreams oder Care zeigt sich aber ihre Qualität als Songwriterin für emotionale Balladen, die aber einen motivierenden Unterton haben.  

Beste Songs – Hammer, Care

 

42: Nick Cave & The Bad Seeds – Wild God

Wild God ist bereits das 18. Album von Nick Cave und den Bad Seeds. Es ist wahrlich beeindruckend, wie sie über 40 Jahre durchgehend fantastische Musik veröffentlichen. Nick Cave verhandelt auf Wild God vor allem den Verlust seines Sohnes Jethro Cave in einer düsteren Lyrik. Die Songs bauen sich langsam auf und enden oftmals in einem erschütternden Crescendo. 

Beste Songs – Wild Gods, Conversation

 

41: Kamasi Washington – Fearless Movement

Kamasi Washington ist einer der wichtigsten Jazz-Musiker unserer Zeit. Das zeigte er bereits auf seinem 2015 erschienenen Meisterwerk The Epic oder bei seinem Mitwirken auf Alben wie Kendrick Lamars To Pimp A Butterfly. Fearless Movement ist erneut ein großes Album mit vielen musikalischen Einflüssen wie Hiphop und Soul, die die exzentrischen jazzigen Solos ergänzen. Im Vergleich zu früheren Werken fehlt hier und da ein wenig der Fokus, trotzdem schafft es Kamasi Washington erneut viele talentierte Musiker*innen zusammenzubringen, um epische Jazz Songs wie Asha The First zu kreieren.

Beste Songs – Asha the First, Prologue

 

40: Kim Gordon – The Collective

Kim Gordon hat bereits mit ihrem Mitwirken als Bassistin der Band Sonic Youth Legendenstatus erreicht. Dieses Jahr veröffentlichte sie dann mit 71 Jahren mit The Collective eins der experimentellsten Alben des Jahres. Bereits der erste Song Bye Bye macht dies deutlich. Mit einem Sprechgesang zählt sie alle möglichen Gegenstände, auf denen sie Bye Bye sagt, und das Ganze ist untermalt von krachenden Gitarren und Trap Einflüssen. Es ist definitiv nicht das zugänglichste Album, aber lohnt sich auf jeden Fall zu erkunden für die hypnotische Verbindung aus ihrem Sprechgesang mit unberechenbaren Instrumentals.

Beste Songs – Bye Bye, Psychedelic Orgasm

 

39: Floating Points – Cascade

Hinter der Alias Floating Points verbirgt sich der englische Musiker Samuel T. Shepherd. Seine Musik ist grundsätzlich den House, sub-Genren progressive und tech zuzuordnen, was sich in der Vielfalt von träumerischen, langsameren und schnellen tanzbaren Songs auszeichnet. Auf seinem 2021 erschienenen Album Promises zeigte er aber auch, dass er mit einem großen Orchester monumentale elektronische Werke schaffen kann. Casacade ist eher ein kleineres Projekt, das vor allem Songs beherbergt, die wie Birth 4000 ohne Probleme in einem Club laufen können. Wenn ihr euch auf diesen Fokus einlassen könnt, werdet ihr eine gute Zeit mit Casade haben.

Beste Songs – Birth 4000, Fast Forward

 

38: Common& Pete Rock – The Auditorium Vol. 1

Bei einem Rapper wie Common, der bereits seit 32 Jahren im Musikgeschäft ist, stellt sich immer die Frage, ob er es noch schafft nach all der Zeit einen Sound zu gestalten, der einen mitreißen kann. The Auditorium Vol. 1 geht in dieselbe Richtung wie die Kings Desease Trilogie von Nas. Beide Musiker sind in ihrem Karriere-Herbst und versuchen, das Rad nicht neu zu erfinden, beziehen sich aber auf ihre alten Stärken. Das Album startet sehr stark mit Dreamin wo Common eine musikalische Hip-Hop-Zeitreise eingeht, umgeben von einem Boom bap Beat, mit gechoppten Sample und kreativen Lyrics. Dieser Stil kann bei 15 Songs ein wenig eintönig werden, trotzdem schafft es Common über die meiste Laufzeit zu überzeugen.

Beste Songs – Dreamin, Now and Than

 

37: Mount Kimbie – The Sunset Violet

The Sunset Violet ist das musikalische Äquivalent zu dem Gefühl, sich einfach treiben zu lassen. Auf knackigen 36 Minuten bekommt ihr verträumte Neo psychedelische Melodien, die, wie der Albumtitel bereits verrät, am besten funktionieren, wenn man in Richtung Sonnenuntergang fährt oder einen beobachtet. Ein absoluter Höhepunkt ist ihre Kooperation mit dem britischen Sänger King Krule auf Empty and Silent. Der Song beginnt mit einem eher meditativen Intro und ebnet dann nahtlos in einen verträumten Klangteppich auf Gitarren und leichten drum sounds und wird von Archies sanfter Stimme perfekt ergänzt.

Beste Songs – Empty and Silent, Fishbrain

 

36: Warhaus – Karaoke Moon 

Warhaus, das Soloprojekt von Maarten Devoldere, einem der beiden Balthazar-Frontmänner, ist inzwischen ein CT-Klassiker. Vier Alben hat der Belgier inzwischen veröffentlicht und sein aktuelles, Karaoke Moon, macht da weiter, wo er aufgehört hat. Eine große Entwicklung darf man bei seinen Alben zwar nicht mehr erwarten, aber das ist in diesem Fall gar nicht nötig. Warhaus hat einen Sound gefunden, mit dem er sich sehr wohl fühlt, und das merkt man dem Album auch an. Auch Karaoke Moon strahlt nämlich diesen sommerlichen Vibe aus, für den auch schon Balthazar bekannt sind. Aber auch in allen anderen Jahreszeiten ist Karaoke Moon wirklich hörenswert.

Beste Songs – No Surprise, Hands Of A Clock

 

35: Remi Wolf – Big Ideas

Remi Wolfs Musik ist eine unterhaltsame Kombination aus verrückten Ideen und guter Laune. Auf ihrem 2021 erschienenen Album Juno bewies sie bereits, dass ihr Sound über ein ganzes Album hält. Big Ideas ist sogar noch ein wenig nuancierter in der musikalischen Vielfalt. Es wird poppig, rockig und meistens tanzbar. Ein Highlight ist da die Single Cinderella, was ein absolutes Sommeranthem ist, zu dem man am liebsten mit einem Eis durch die Gegend spazieren will.

Beste Songs – Cinderella, Toro

 

34: ScHoolboy Q – Blue Lips

Nach fünf langen Jahren ist endlich das neueste Album des amerikanischen Rappers schoolboy Q erschienen. In den frühen 2010ern war der gebürtig in Wiesbaden geborene Rapper mit der Rap-Gruppe TDE äußerst erfolgreich und erreichte 2016 mit der Blank Face LP seinen bis aktuellen künstlerischen Höhepunkt. Das 2019 erscheinende CrasH Talk war leider ein wenig unfokussiert und wirkte lose zusammengewürfelt. Mit Blue Lips kehrt er zu alter Form, vor allem die instrumentale Untermalung kann über die ganze Laufzeit mit fantastischen Beat-Switches überzeugen.

Beste Songs – Tank God 4 me, Blueslides

 

33: The Lemon Twigs – A dream is all we know

Die amerikanische Rock-Band The Lemon Twigs hat sich ein klares Ziel gesetzt, den Sound der 60er, 70er Jahre in die heutige Zeit zu übertragen. Es mag wie ein Gimmick erscheinen, es lässt sich leicht sagen, das ist ja einfach nur Beach Boys und Beatles Sound kopiert. So einfach würde ich sie nicht abstempeln. Neben den deutlichen Einflüssen gelingt es ihnen immer eigene Nuancen in ihre Musik einzupflegen. Das schaffen sie auch erneut, mit verträumten Songs wie How Can I Love Her More und My Golden Years.

Beste Songs – How can I love Her More, My Golden Years

 

32: Willow – Empathogen

Ähnlich wie die Lemon Twigs,welche sich öfter die Nachahmungsvorwürfe anhören müssen, muss sich Willow Smith mit Debatten rund um das Thema Nepotismus herumschlagen. Das ist ziemlich albern, da sie sogar den Nachnamen Smith in ihrer musikalischen Alias ablegte. Außerdem kreiert sie mittlerweile fantastische Musik, die für sich selbst spricht. Empathogen ist ihr bisher stärkstes und experimentellstes Album. Pain for Fun, bigfeelings und Symptom of life sind allesamt komplexe Songs mit teilweise abstrakten instrumentalen Ideen, die aber trotzdem eingängige Momente haben, die im Kopf bleiben. Wir können gespannt sein, was Willow noch in der Zukunft veröffentlichen wird.

Beste Songs – Symptom of life, Big Feelings

 

31: Idles – Tangk

Die britische Post-Punk-Band Idles erlangte in den letzten Jahren eine immense Bedeutung in der Szene. Sie avancierten zu einem Festival-Flaggschiff und stehen neben Bands wie Wunderhorse und Fontaines DC für die Kommerzialisierung des Punks. Das soll nicht heißen, dass sie ihre Seele verkaufen, sondern dass ein ähnliches Phänomen wie mit dem Techno passiert ist, wo der Sound massentauglicher wurde. Tangk ist ihr 5. Studioalbum und ist dabei wahrscheinlich das Zugänglichste in ihrer Diskografie. Sänger Joe Talbot traut sich diesmal auch ruhigere melodische Töne anzustimmen, was ein wenig befremdlich klingt, aber meistens funktioniert. Es gibt klare Highlights wie Dancer und Gratitude und das ganze Album macht erneut Spaß, obowhl es auf ganzer Länge nicht ihr stärkstes Werk ist.

Beste Songs – Dancer, Gratitude

 

30: Mdou Moctar – Funeral for Justice 

Mdou Moctar ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Immer größer wird seit drei Alben das Publikum und immer ausgedehnter die Touren. Diese Entwicklung liegt aber auch einfach an der Qualität seiner Releases. Funeral For Justice ist da keine Ausnahme. Natürlich erfindet er das Rad aus dem Album nicht neu; Funeral For Justice bietet den selben Tuareg-Rock mit dem der aus dem Niger stammende Gitarrist seit einigen Jahren die Musikwelt aufmischt, aber das ist auch überhaupt nicht schlimm. Auch dieses Album hat nämlich eine fast schon hypnotische Wirkung, der man sich so gut wie mehr entziehen kann.

Beste Songs – Imouhar, Oh France

 

29: Beadaoobee – This is how Tomorrow Moves

This is how tomorrow moves ist das dritte Album der britischen Singer-Songwriterin Beabadoobee. Im Vergleich zu ihren früheren Werken und vor allem zu ihren EPS ist das Album mit mehr ruhigeren Balladen wie One Time oder Tie my Shoes ausgestattet. Diese sanftere Seite steht ihr aber sehr gut und wird ergänzt durch rockigere Songs wie die fantastische Single California.

Beste Songs – California, Beaches

 

28: Blush always – an ode to

Hinter dem musikalischen Projekt Blush Always steckt die in Duisburg geborene Sängerin Katja Seiffert. An Ode To ist ihr zweites Solo-Album und hat mich dieses Jahr sehr begeistert. Auf 12 Songs beschäftigt sie sich mit allem, was gerade wichtig für sie ist, Liebe, Familie und ihr musikalisches Dasein und dessen Zukunft. Das Ganze wird in einen schönen Pop Rock Sound ummantelt, was besonders gut bei dem Song Fond Of Her zur Geltung kommt.

Beste Songs – Fond Of Her, My Mum’s Birthday

 

27: Denzel Curry – King oft he Mischivieous south

Denzel Curry ist bei einem ziemlich regelmäßigen Album-Output einer der konstantesten Rapper, die wir aktuell haben. Außerdem geht er bewusst an seine Alben ran, sodass sie sehr kohärent wirken. King of the Mischivieous south ist Beispielweise eine Hommage an Southern Trap Sounds, weswegen das Album auch gespickt ist mit Banger nach Banger. TA1300 und Melt Your Eyes See your future waren beide gefüllt mit experimentellen Songs und introspektiven Lyrics. King of the Mischivieous south erreicht so nicht die Höhen der seiner Vorgänger, macht aber trotzdem sehr viel Spaß und bietet vor allem einen herausragenden Katalog an neuen Songs für live Auftritte zum Abgehen. 

Beste Songs – HOODLUMPZ, SKED

 

26: Beyonce – Cowboy Carter

Nach ihrem gelungenen Ausflug zu Afro Beats, House und Disco auf Renaissance liefert Musik-Ikone Beyoncé nun ein Country-Album. Bei der schieren Menge von 27 Songs war ich zugegeben ziemlich skeptisch. Doch ihr gelingt es selbst bei der Menge, ihr Twist auf das Country-Genre zu übertragen. Das Album hätte an manchen Stellen zwar gekürzt werden können, trotzdem hat man hier auch als Country-Skeptiker*in eine gute Zeit.

Beste Songs – Bodyguard, Ya Ya

 

25: Joey Valence & Brae – NO HANDS

No Hands von Joey Valence & Brae ist eine der großen Überraschungen von mir. Der Sound, der beiden ist zum einen dem Hip-Hop Sub-Genre Boom Bap zuzuordnen, was vor allem in den 90s praktiziert wurde und sich durch klatschende Snairs und Kopfnicker Rap auszeichnete. Das findet sich auf No Hands auch, aber nie ohne die richtige Prise Humor. Hier wird nicht autobiografischer Boom Bap ala Wu-Tang Clan über das Leben in prekären Verhältnissen verübt, sondern mit cleveren Wortspielen gearbeitet, die einem immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ein perfekter feature Gast ist da auch Danny Brown auf Packapunch der die Energie der beiden absolut matched. Dann ist die Produktion grandios! Der Opening Track Bussit hat Run The Jeweles Einflüsse, mit starker Distorsion über den peitschenden Drumms nur um dann in der Hälfte des Songs kurz in einen Jungle break zu wechseln.

Beste Songs – BUSSIT, PACKAPUNCH

 

24: Kaytranda – Timeless

Kaytranada hat seit Jahren seinen Stil, der sich vor allem durch butterweiche tanzbare House Basselines auszeichnet, perfektioniert. Dieses Jahr hat er sich erneut einige seiner Lieblingskünstler*innen geschnappt und mit dem Ziel, uns zum Tanzen anzuregen. Das gelingt auch trotz 20 Songs. So sind Witchy mit Childish Gambino und Snap my Finger mit Pinkpantheress zwei der besten Dance-Singles des Jahres. Seine Solo-Ausflüge wie Please Bae und Seemingly fallen da aufgrund von repetitiven Strukturen eher negativ auf. Sie ziehen aber die durchweg schöne Abwechslung von Songs für den Club wie Drip Sweat und zu Hause im slow Dance mit der Partner*in wie Still nicht runter.

Beste Songs – Witchy, Snap my Finger

 

23: Maruja – Connla’s Well

Hier muss ich einmal eine Ausnahme machen, da Connlas Well eigentlich eine EP ist. Diese hat mich aber so umgehauen, dass sie einen Platz in dieser Liste bekommen musste. Die englische Band Maruja hat im letzten Jahr mit anderen EPs für Aufmerksamkeit gesorgt und lässt uns noch gespannt auf ein Album warten. Ihr Sound ist eine faszinierende Jazz-Fusion mit Punk und Sprechgesang. The Invisible Man ist beispielsweise ein Song, der langsam beginnt, mit einer verworrenen Geschichte, die uns mit minimalistischer Produktion erzählt wird. Das Ganze wird aber immer intensiver sowohl musikalisch als auch vom Gesang her und ebnet in ein glorreiches Finale.

Beste Songs – The Invisible Man, Zeitgeist

 

22: MJ Lenderman – Manning Fireworks

2024 ist ein Jahr, wo das Country-Genre erstaunlich stark vertreten ist. Manche von euch mögen jetzt mit den Augen rollen und ich muss auch zugeben, dass ich immer ein wenig kritisch bei dem Genre bin. Doch es hat mir vor allem dieses Jahr gezeigt, wie facettenreich es sein kann. Manning Fireworks vom amerikanischen Singer-Songwriter MJ Lenderman ist bereits sein fünftes Studioalbum und mit Abstand sein erfolgreichstes. Das liegt zum einen an den Rock-Einflüssen und seinem sehr imaginativen Songwriting. Ein Highlight ist dabei der Song Wristwatch, der eine melancholische Ironie in sich trägt. Die absurden humorvollen Bilder einer Luxusuhr, mit fantastischen Funktionen, bieten gleichermaßen Einblicke in Gefühle wie Einsamkeit und Sehnsucht, was an Boy Dylans Songwriting erinnert.

Beste Songs – Wristwatch, Shes leaving you

 

21: The Last Dinner Party – Prelude to Ecstasy

Die englische Indie-Rock-Band The Last Dinner Party ist dieses Jahr mit ihrem Debütalbum mehr oder weniger aus dem Nichts erschienen. Bei solchem Erfolg wird oftmals der Begriff Industry Plant in den Raum geworfen, den ich hier nicht benutzen möchte. Der Fokus sollte auf ihrem Album Prelude to ecstasy liegen, was wirklich sehr gelungen ist. Songs wie The Feminin Urge und Nothing Matters sind wahrhafte Hymnen, die eine immense Theatralik mit einer Zugänglichkeit vermischen.

Beste Songs – The Feminine Urge, Nothing Matters

 

20: NxWorries – Why Lawd

Hinter NxWorries verbirgt sich das wunderbare Duo aus Multitalent Anderson Paak und dem Producer Knxwledge. Beide haben 2016 mit Yes Lawd ein fantastisches Album herausgebracht, das mich stetig auf ein Nachfolgewerk hoffen ließ. Das haben wir dieses Jahr endlich bekommen und es ist ein Homerun. Die Samples, die Knxwledge heraussucht, sind smoove wie Butter und Andersons Soul Harmonien komplementieren das Ganze. Wie gut das Ganze funktioniert, zeigt sich vor allem bei den Übergängen von Where do i go zu Daydreaming und From here, die Songs fließen nahtlos ineinander.

Beste Songs – Daydreaming, Battlefield

 

19: King Gizzard & The Lizzard Wizzard – Flight B741

Wenn man sich den Output des australischen Sextetts King Gizzard & The Lizard Wizard ansieht, kann man schon schnell abgeschreckt werden: 25 Alben veröffentlichten sie zwischen 2012 und 2023 – alle stilistisch völlig verschieden. Dieses Jahr war es, was neue Alben angeht, etwas ruhiger geworden: „Nur“ ein neues Album wurde released – Flight b741. Die Idee dahinter ist eigentlich recht simpel: 10 Bluesrock-Songs, die alle die selbe Akkordfolge besitzen. Doch was auf dem Papier vielleicht recht monoton klingt, ist in Wirklichkeit alles andere als das. Auf Flight b741 sind King Gizzard genau in ihrem Element und man merkt ihnen wirklich an, wieviel Spaß sie bei den Aufnahmen hatten. Gerade wenn man mit dem Thrash Metal oder dem Techno der King Gizzard-Alben des letzten Jahres weniger anfangen konnte oder 2024 ganz neu in die Welt von King Gizzard & The Lizard Wizard eintauchen will, ist Flight b741 zu hören ein absolutes Muss.

Beste Songs – Le Risque, Antartica

 

18: Vince Staples – Dark Times

Trotz seines konstant guten Outputs ist der amerikanische Rapper Vince Staples immer ein wenig unter dem Radar gefahren. Sein musikalischer Weg lässt sich gut mit Earl Sweatshirt vergleichen, der ähnlich wie Vince nie im Mainstream gelandet ist. Beide haben vor allem zu Beginn ihrer Karrieren eher nihilistische Texte und düstere Beats gehabt. Bei Vince wandelte das Ganze, als er 2017 sein experimentelles Album Big Fish Theorie veröffentlichte. Auch das Album danach FM! was eine Huldigung an die Radiostation ist, die ihn als Kind begleitet hat, ist fröhlicher ausgelegt. Self Titled was 2021 veröffentlicht wurde, ist sein persönlichstes Album bisher und Ramona Park Broke my heart sein politischstes. Dark Time ist irgendwo dazwischen. Auf dem fantastischen Song Étouffée spricht er Selbstzweifel an, die von äußeren Meinungen beeinflusst werden; Label tryna give me feedback, told me „Bring the streets back“Fans said they want 2015 Vince Dropped Big Fish, cuh been weak since. Dieser Song ist nicht nur lyrisch stark, sondern hat auch eine eingängige Hook und ein großartiges Instrumental. Die Qualität an Songs ist durchgehend hoch, was Dark Times zu einem der besten Rap-Alben des Jahres macht.

Beste Songs – Back& Blue, Étouffée

 

17: Jamie XX – In Waves

Von einem der besten Rap-Alben kommen wir zu dem besten elektronischen Album des Jahres. Jamie XX ist nach 9 langen Jahren endlich zurück mit einem neuen Album. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass er 2017 mit Romy als The XX ein Album herausgebracht hatte, doch er hat uns trotzdem ziemlich lange zappeln lassen. Das Warten hat sich aber gelohnt. Bereits die erste Single Baddy On The Floor mit der Djane Honey Dijon ist feinste funky House Musik. Die Lyrics; Move your body on the floor
Won’t stop until the drop stops, until the drop stops, werden in diversen Variationen gemixed sodass es erst unverständlich ist und dann bei dem drop ein wenig deutlicher wird. Begleitet wird das Ganze von einem klassischen 90s House Piano und oldschool Disco horns. Wenn solch eine Qualität am Ende herauskommt, darf Jamie sich gerne so viel Zeit lassen, wie er braucht.

Beste Songs – Life, Baddy on the Floor

 

16: English Teacher – This Could Be Texas

Die Band English Teacher darf sich neben The Last Dinner Party mit einem sehr starken Debütalbum einreihen. This Could Be Texas ist ein sehr ausgereiftes Indierock-Album, was es noch erstaunlicher macht, da die Band nur eine EP zuvor veröffentlichte. Die erste Single, die wir bei uns hörten, war R&B wo die lead Sängerin Lily Fontaine sich mit dem Vorurteil beschäftigt, dass von ihr aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes erwartet wird R&B Musik zu machen; The shivering truth of the mattеr is so easy to see If I have stuff to write, thеn why don’t I just write it for me? Despite appearances, I haven’t got the voice for R&B Even though I’ve seen more COLORS Shows than KEXPs. Sie beginnt den Song mit einem Sprechgesang und einer leichten musikalischen Untermalung, und das Ganze baut sich in der hook immer mehr auf und wird immer intensiver sowohl ihre Stimme als auch das Instrumental. Neben diesen sehr rockigen Songs zeigt die Band aber auch ihr Talent für Balladen. Das zeigt sich vor allem bei der Single Albatross, womit das Album eröffnet wird. Wir können uns sehr auf die Zukunft dieser Band freuen und bis dahin kann ich euch This Could Be Texas ans Herz legen.

Beste Songs – R&B, Albatros

 

15: Fontaines D.C – Romance

Wir sind endlich angekommen bei der Band, die hier bereits während der Vorstellung des Idles Albums angeteasert wurde. Fontaines D.C hat dieses Jahr enorm an Popularität gewonnen. Romance ist bereits ihr 4. Album. Sie kommen also nicht aus dem Nichts. Es gibt aber mehrere Gründe, warum dieses Album so explodiert ist. Zunächst ist wie bereits erwähnt Post-Punk momentan sehr beliebt und kommerzieller als jäh zuvor. Es hilft außerdem, dass die Band mit Starbuster eine der besten Singles des Jahres als Teaser für ihr Album veröffentlicht hatte. Die erste Hälfte des Songs ist absolut treibend, von dem Gesang bis zu der musikalischen Begleitung, die bewusst durch eine Atempause des Leadsängers unterbrochen wird. Der Song endet dann aber auf einer ruhigeren und sehr überraschenden Note, wo Grian Chatten seine vokale Reichweite zeigt. Wenn ihr auf der Suche nach harten Punk-Sounds seid, ist Romance auf jeden Fall die falsche Adresse. Es ist definitiv das sanfteste Album der Band, was sich bei Songs wie Favorite, Heres The Thing oder Bug zeigt. Wenn ihr euch darauf einlässt, werdet ihr aber sehr belohnt.

Beste Songs – Starbuster, Favorite

 

14: The Smile – Cutouts 

Anfang des Jahres brachten The Smile mit Wall Of Eyes ihr lange erwartetes (und auch wirklich gutes) zweites Album heraus. Was damals noch niemand wusste: Die Sessions zum Album hatten genügend Material für zwei Alben geliefert. Damit war der Weg frei für Cutouts, was diesen Herbst veröffentlicht wurde. Cutouts ist dabei alles andere als eine musikalische Resteverwertung oder ein zweiter Aufguss von Wall Of Eyes. Vielmehr ist das Album musikalisch noch besser aufgestellt und liefert mit Foreign Spies und vor allem Eyes & Mouth zwei absolute persönliche Songhighlights des Jahres. Gerade der Mix aus ruhigen, elektronischen Songs und sehr dichten Gitarren-Tracks ist ja bekanntlich etwas, was schon Radiohead auszeichnet und so scheint es wenig zu verwundern, dass auch deren Quasi-Nebenprojekt sich diese Qualität zu eigen macht.

Beste Songs – Eyes and Mouth, Bodies Laughing

 

13: Clairo – Charm

Von zwei rockigen Alben kommen wir zu einem der sanftesten und romantischsten Alben des Jahres. Charm ist ein sehr passender Titel für Clairos neuestes Album. Es ist eine musikalische Umarmung voller schöner Melodien und nachvollziehbarer Lyrics. Das zeigt sich vor allem bei Songs wie Sexy To Someone; Sexy to somebody, it would help me out Oh, I need a reason to get out of the house And it’s just a little thing I can’t live without. Bedroom Pop kann auf einem ganzen Album eintönig werden, doch sie schafft es viele Facetten dieses Sounds zu präsentieren. Mit Add Up My Love lässt sich verträumt durch die Wohnung tanzen, während Terrapin so klingt wie das Beobachten vom ersten Schnee des Jahres, während man den ersten Kaffee trinkt.

Beste Songs – Sexy to someone, Add up my love, Nomad

 

12: Vampire Weekend – Only God Was Above Us

Die amerikanische Indie Rock Band Vampire Weekend hat in über 16 Jahre eine wirklich starke, wenn auch mit 5 Alben kleine Diskografie veröffentlicht. Only God Was Above Us muss sich nicht verstecken. Das Songwriting ist herausragend, und sie schaffen es, Elemente und Charakteristika früherer Vampire Weekend-Alben zu vermischen und auf ihnen aufzubauen. So wird im Umkehrschluss etwas Neues und Erfrischendes geschaffen, was sich in schönen Melodien, großen akustischen Arrangements und mutigen Experimenten zeigt. Ein Triumph auf ganzer Linie.

Beste Songs – Classical, Hope

 

11: ST. Vincent – all born screaming 

Mit All Born Screaming veröffentliche St. Vincent ein frühes Highlight des an musikalischen Highlights nicht gerade armen Jahres 2024. Dabei ist sie diesmal zum ersten Mal nicht nur für das Songwriting, sondern sich für die Produktion verantwortlich gewesen. Und das merkt man dem Album auch deutlich an: Während der Vorgänger Daddy’s Home deutlich als Jack Antonoff-Produktion auszumachen war (was nichts schlechtes ist) hört sich All Born Screaming viel mehr wie eine Mischung aus den Alben Masseduction und ihrem Self-Titled an. Gerade Songs wie Broken Man und Flea sind da als absolute Höhepunkte hervorzuheben. All Born Screaming ist eines dieser Alben, dass man zu fast jeder Gelegenheit hören kann. Sollte man doch mal genug davon haben: St. Vincent hat im November mit Todos Nacen Gritando auch eine spanischsprachige Version des Albums veröffentlicht.

Beste Songs – Broken Man, Flea

 

10: JPEGMAFIA – I Lay my life down for you

JPEGMAFIA setzt seinen Lauf an grandiosen experimentellen Hip-Hop-Alben fort. I Lay My Life Down For You ist eine erneute Wundertüte, die sich zu erkunden lohnt. Es geht von Sin Miedo mit krachenden E-Gitarren zu Exmilitary, wo Peggy das Tearz sample von Wu-tang-Clans 36 Champer flipped, hin zu either on or off the drugs, das ein schönes soul sample untermalt. Auf JPEGULTRA hat er sich Denzel Curry geschnappt und beide fahren alle Rap-Skills auf, die sie besitzen. I recovered from this zeigt eine sehr persönliche Seite von Peggy, indem er seine Alkoholsucht reflektiert.

Beste Songs – either on or off the drugs, Exmilitary

 

9: Father John Misty – Mahashmashana

Josh Tilmann ist zurück mit einem Bang. Nach seinem eher enttäuschenden letzten Album Chloë and the Next 20th Century ist Mahashmashana eine Rückkehr zu alter Form. Die Inspiration für den Namen holte er sich aus dem Buch Memorial von Bruce Wagner. Mahashmashana wird in dem Buch als große Barnierengrube verstanden, wo das Universum nach ihrem langen Zyklus stirbt. Er fand es interessant, dieses allumfassende Konzept in sein Album einzubeziehen und es auf den allmählichen Niedergang seines eigenen Selbstgefühls zu übertragen. Dieser Nihilismus ist nicht untypisch, bereits in Pure Comedy zeigte er diese Seite in Bezug auf die zunehmende Technologisierung unseres Alltags. Abschließend lässt sich sagen, dass niemand so elegant und mit reicher musikalischer Begleitung den Kollaps der modernen Welt in Worte fassen kann wie Tilmann.

Beste Songs – Mahashmashana, Mental Health

 

8: Charli XCX – Brat

Was soll ich noch über Brat schreiben, was nicht schon geschrieben wurde. Ein ikonisches Album, das diesen Sommer absolut definiert hat. Charli bleibt eine der kreativsten und vielseitigsten Pop-Musikerinnen, die wir haben. Es ist ein durchgehender Triumph und spannender Mix aus Techno, Pop und Glitch. Dass dieses Album hier landet, zeigt lediglich, wie brutal stark dieses Jahr musikalisch ist. Auch wenn Brat für Party steht, steckt auch sehr viel Theatralik und Emotionen dahinter. So gehen wir von 360 und Club Classic aus dem Club in die feels mit Sympathy is a Knife und I May Say something stupid. Nur um dann wieder auf den Dancefloor mit Talk Talk und Von Dutch geschickt zu werden, um dann wieder alles zu hinterfragen, während Everything is Romantic läuft. Auch im Winter lohnt sich eine weitere Revision des ikonischen Brat-Sommers.

Beste Songs – Everything is Romantic, Apple

 

7: Adrianne Lenker – Bright Future

Adrianne Lenker bleibt the gift that keeps on giving. Nicht nur mit der wunderbaren Indie Folk Band Big Thief, sondern auch seit 2007 mit Soloprojekten. Bright Future ist ein sehr zartes und melancholisches Album. Adrianne singt meistens begleitet von minimaler instrumentaler Begleitung, was ihre Stimme sehr in den Fokus rückt, und für eine intensive Stimmung sorgt. Die Mischung aus Folk und Country geht hier vollkommen auf und ist herzzerreißend schön.

Beste Songs – Sadness as a gift, Ruined

 

6: Geordie Greep – The New Sound

The New Sound ist zwar Geordie Greeps Debütalbum, doch ist bei weiten kein Newcomer mehr. Er hatte in den letzten Jahren als Frontman der spannenden experimentellen Rockband Black Midi für Schlagzeilen gesorgt. Die Frage war bei seinem Debüt, in welche musikalische Richtung er wohl gehen würde und was sich hinter dem Titel The New Sound verbirgt. Die Antwort darauf ist gar nicht mal so leicht, ein gänzlich neuer Sound ist es wohl nicht, aber er hat es definitiv geschafft, sehr viele Elemente zusammenzubringen, um ein herausragendes Album zu veröffentlichen. Songs wie Terra und Holy Holy kombinieren Jazz Rock mit Latin Rock, was erstaunlich gut harmoniert und das ganze Album zu einer unberechenbaren Reise macht.

Beste Songs – Terra, Holy Holy

 

5:  Kendrick Lamar – GNX

Selbst ohne dieses Album war Kendrick eine, wenn nicht die präsenteste Figur im Hip-Hop dieses Jahr. Der Beef mit Drake war eins der größten kulturellen Ereignisse in der Musikszene. So lässt sich zwar sagen, dass Kendrick GNX nicht wirklich angeteasert hat, aber eigentlich ist es das große Finale. Auf wacced out murals legt er auch direkt los und verhandelt Aussagen und Taten, die nach dem letzten Diss Tracks passiert sind. Dazu gehören die Kommentare von Lil Wayne, der wütend darüber ist, dass Kendrick die Halbzeitshow während des Super Bowls halten darf, in seiner Heimatstadt; Used to bump Tha Carter III, I held my Rollie chain proud Irony, I think my hard work let Lil Wayne down. Ein ganzes Album voller Disses hätte mich aber tatsächlich ein wenig gestört, deswegen bin ich froh, dass GNX eine inhaltliche und musikalische Vielfalt bietet. squabble up und tv off setzten da an, wo not like us angefangen hat und zelebrieren den klassischen west coast Sound. Man at the garden und the heart Part 6 bieten introspektive Lyrics, während luther und gloria sehr gute R&B-Songs sind. GNX wirkt so wie ein besseres Damn. Es hat zwar nicht die narrative stärke von TPAB und GKMC, ist aber trotzdem ein herausragendes Gesamtwerk von dem besten Hip-Hop Künstler unserer Zeit.

Beste Songs – TV Off, Luther

 

4:  Jack White – No Name

Rockikone Jack White ist zurück mit seinem besten Solo Album. Nach der glorreichen The White Stripes Zeit in den 2000er Jahren veröffentlichte er 5 interessante Alben, die teilweise an die Garage Rock Ursprünge ansetzten, aber auch sehr experimentell wurden, wie das 2018 erschienene Boarding House Reach. Sein 2022 erschienenes Album Entering Heaven Alive hatte mich mit einem eher seichteren Akustikrock nicht sonderlich überzeugt. No Name hingegen ist ein nahezu perfektes Garage Rock Album und muss sich nicht vor den besten Werken der White Stripes wie Elephant oder White Blood Cells verstecken. Jack erfindet das Rad hier nicht neu, perfektioniert aber einen Sound, der fast aus der Zeit gefallen wirkt, aber trotzdem noch funktioniert.

Beste Songs – Bless Yourself, Old Scratch Blues

 

3: Tyler The Creator – Chromakopia

Die künstlerische Reise von Tyler mitzuverfolgen, ist einfach nur spannend. Er entwickelte sich von einem Edgy 17-Jährigen auf Bastard, der mit hochproblematischen Songtexten für Aufmerksamkeit sorgen wollte, hin zu einem Künstler, der seine Alben komplett selbständig schreibt, musikalisch untermalt und produziert.  Flower Boy und Igor sind da Schlüsselwerke, wo er uns an seiner bisexuellen Identität teilhaben lässt. Call Me If You Get Lost ist weniger persönlich, aber eine Hommage an die Mixtapes von DJ Drama. Dieser ist auch auf nahezu allen Songs dabei. Chromakopia bietet eine perfekte Balance aus Bangern und sehr persönlichen Songs. Sticky, ST Chroma oder Rah Ta Ta gehen absolut nach vorne. Während Like Him die komplexen Gefühle von Tyler illustriert, die er gegenüber seinem Vater, der ihn verlassen hat, empfindet. Hey Jane und Judge Judy setzten sich mit einer Abtreibung auseinander, die sein und das Leben der damaligen Partnerin von Tyler durcheinander geworfen hatte. Darling I hat einen wunderbaren Chorus von Teezo Touchdown und erinnert an eine Mischung aus Flower Boy und Igor. Auch wenn es sich so anhört, als wären hier zu viele verschiedene Ideen ineinandergeflossen, geht das Ganze vollständig auf. Das liegt auch vor allem daran, dass Tyler die Übergänge zwischen den Songs erneut perfekt gesetzt hat, sodass sie nahtlos ineinander laufen.

Beste Songs – Take Your Mask Off, Darling I

 

2: Magdalena Bay – The Imaginal Disc

2021 hörte ich in ein Album rein namens Mercurial World von der Band Magdalena Bay und ich weiß noch genau, wie sehr es mich eingenommen hat. Matt und Mica hatten da bereits eine musikalische Welt kreiert, die bunt, mysteriös und verführerisch ist. Im Zentrum stehen dafür Synth-Sounds mit Pop-Gesängen. Es geht mal in eine Dream-Pop-Richtung und dann bei Songs wie Secrets (your fire) sehr poppig nach vorne. Ich habe mich gefragt, ob ich noch einmal so von der Band hereingezogen werden kann. The Imaginal Disc ist die allumfassende Steigerung eines bereits sehr guten Albums. Die Welt, in die wir diesmal transportiert werden, ist nicht ganz so bunt, dafür sehr surreal und hypnotisch. Image klingt, als würde man in diese imaginäre Disc reingezogen werden und irrt zunächst einmal herum. Wenn die fantastischen Synths kurz vor dem Chorus einsetzten, haben wir uns langsam zurechtgefunden. Direkt danach bläst uns Death & Romance mit einer imposanten musikalischen Untermalung weg und zeigt ein wichtiges Element für viele Songs des Albums. Sie fangen oftmals leise an und wenn wir dranbleiben, werden wir mit einem großen Finale belohnt. In der heutigen Zeit kommt diese Belohnung oftmals in der Hook, wo der Song dann richtig entfaltet wird, und hier passiert das auch. Es gibt aber immer die Möglichkeit, dass man bis zum Schluss warten muss. Das zeigt sich vor allem bei Watching T.V, hier flüstert Mica zu Beginn und das große Crescendo kommt ganz zum Schluss, ist dabei aber umso belohnender. Abschließend lässt sich sagen, dass The Imganinal Disc eins der besten und spannendsten Pop-Alben der letzten Jahre ist und wir gespannt sein können, in welche Welt uns Magdalena Bay als Nächstes befördert.

Beste Songs – Watching TV, Image

 

1: Godspeed You! Black Emperor – NO TITLE AS OF 13 FEBRUARY 2024 28,340 DEAD

Die Kanadier sind schon lange der Beweis dafür, dass instrumentale Musik mehr ist, als etwas womit man sich einfach berieseln lassen kann. Dabei gelingt es ihnen auch auf ihrem aktuellen Album wieder sich – ganz ohne Text – politisch zu positionieren. Das macht No Title As Of 13 February 2024 28,340 Dead einem lohnenswerten, aber keinesfalls einfachem Hörerlebnis. Man muss sich wirklich Zeit nehmen um das Album, das den Toten des aktuellen Krieges im Nahen Osten gewidmet ist, aufzunehmen und zu verdauen. Belohnt wird man mit dem unserer Meinung nach besten Album des Jahres.

Beste Songs – Das ganze Album