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Pascow – „Konkurrenzdenken, fuck you!“

26. Oktober 2018
von Max Afemann

Sie haben Gimbweiler auf die musikalische Landkarte Deutschlands gebracht, waren Vorreiter des neuen deutschen Punkrocks und bringen im Januar 2019 endlich ihr neues Album „Jade“ heraus. Auf dem Open Flair Festival in Eschwege haben wir mit Alex, Flo und Swen von Pascow über die neue Platte, Festivals und die Rolle von kleinen Labels geredet.

Das war jetzt der fünfte Teil eurer Minitour, seid ihr langsam eingespielt?

 

Alex: Joa, das kann so im Vorfeld nie sagen. Das entscheidet sich immer am Abend. Aber auf den bisherigen Terminen hatten wir großen Spaß. Vom ersten bis heute… Und morgen wird bestimmt auch gut!

Swen: Es wird von Gig zu Gig immer ein bisschen besser.

Weswegen habt ihr euch für die Tour denn sowohl Festivals als auch kleinere Läden rausgesucht?

Alex: Wir haben die Clubs um die Festivals rumgebucht. Der erste Block um das Festival Ruhrpott Rodeo und der zweite Block um das Festival heute. Und das nächste was ansteht ist die Tour zur neuen Platte. Da werden die Läden etwas größer sein. Und sowas (Die Minitour, Anm. d. Red.) nutzen wir dann ganz gerne um auch kleinere Läden zu spielen.

Das neue Album hast du ja schon erwähnt, wie laufen denn die Arbeiten dazu?

Swen: Die Arbeiten sind, was die Aufnahmen angeht, abgeschlossen, gemischt ist die Platte auch, jetzt ist sie beim Mastering. Das ist der letzte Akt was die reine Musik angeht. Und dann gehts natürlich weiter mit Cover, Promo, Videos, etc.. Was im Vorfeld halt alles noch getan werden muss.

Alex: Cover haben wir auch schon. Cover und Titel. Wir sind sozusagen kurz vor Vollendung.

Gleichzeitig habt ihr über Facebook angegeben, dass die Platte erst Anfang 2019 kommt. Dauert die Promomaschinerie so lange?

Alex: Wir legen ja immer großen Wert auf Vinyl. Die Vinylpresswerke haben in letzter Zeit immer drei bis vier Monate gebraucht. Wir wollten jetzt keine Platte ankündigen und Gefahr laufen dass die LP nicht fertig ist. Dann wussten wir nicht, wie schnell wir das Cover fertig haben, wie schnell sind wir nach den Aufnahmen mit allem was dazugehört fertig. Da wollten wir uns keine Deadline setzen, die zu eng ist. Wir haben jetzt August, im September ist dann vielleicht das Mastering fertig, wenn du dann vier Monate draufrechnest, sind wir schon sehr nah am Februar.

Ein paar Monate machen nach vier Jahren Wartezeit den Kohl auch nicht mehr fett. In der Zeit ist ja viel passiert: Trump, AfD im Bundestag, Rechtsruck in Europa. Wie geht man als Band die Stellung bezieht da ran? Man hat so viel Futter, ist das nicht überwältigend?

Alex: Jein. Also, das wurden wir vor zwei Tagen schon gefragt. Es ist aber so wie du sagst: Die Themen sind so überwältigend groß, dass jeder dazu auch Stellung bezieht. Auch Bands, die das die ganzen Jahre nicht getan haben. Was gut und was richtig ist! Aber diese Topthemen waren jetzt nicht unsere Topthemen. Wir haben uns da eher Themen am Rande gesucht, die wir auch wichtig finden, die von Trump und AfD überschattet werden sozusagen. Von daher ist diese Top Five der Hatelist der Linken jetzt nicht unbedingt was es bei uns aufs Album geschafft hat.

Was hat es denn dann raufgeschafft?

Alex: Das will ich nicht verraten.

Ach komm, ein kleiner Happen, ein Stichwort!

(Alex lacht und überlegt)

Alex: Ich will eigentlich nix verraten. Aber… Markenkritik zum Beispiel. Das ist ja was was wir auch immer mal wieder drin hatten. Aber jetzt auf einem Song in einer Deutlichkeit, die wir bisher nie hatten.

(Im Hintergrund setzen Northlane ein, es wird unglaublich laut hinter der Freibühne des Open Flairs. Wir wechseln den Interviewort)

Ihr wart ja in den letzten Jahren immer fester Bestandteil des „Angst macht keinen Lärm“ Festivals. Dieses Jahr gab es noch keine Infos dazu. Gibt es da Neuigkeiten?

Alex: Ich weiß gar nicht wie oft das schon war, aber dieses Jahr wird es keines mehr geben. Aber nächstes Jahr wieder!

Die letzen Ausgaben waren alle im Osten. War das eine bewusste Entscheidung?

Alex: Das war eher so eine logistische Entscheidung was die örtlichen Kosten angeht. Weil es immer Ziel war, dass es nicht so teuer wird. Es war echt so eine Preissache: „Wo kann man das lokal für einen vernünftigen Preis gut machen?“ Das war dann halt Leipzig, Dresden. Das erste Mal war es in Trier und das nächste mal wird es auch wieder im Westen sein. In den alten Bundesländern sag ich mal.

Dort haben ja auch viele „neuere“ Deutsche Punkbands gespielt. Love A, Captain Planet und so weiter. In den letzten Jahren hat das Genre ja einen Boom bekommen. Denkt man sich dann: „Verdammt, die ziehen an uns vorbei!“?

Alex: Nö, also Konkurrenzdenken hatte wir nie. Das ist für uns kein Ding.

Swen: Mit solchen Gedanken darf man sich gar nicht belasten.

Alex: Wir reden von Punkrock, nicht von einer Firma. Konkurrenzdenken, Fuck you! lacht Wir gönnen es jeder Band, die ehrlich ist und das was sie macht gut macht. Dann sollen die erfolgreich sein. Es gibt kein Konkurrenzdenken. Bei uns nicht, bei Love A nicht, bei Turbostaat nicht. Wenn eine Band so denkt, spielt sie nicht bei „Angst macht keinen Lärm“ würde ich mal sagen.

Spornt es an zu sehen, dass die Musik so gut läuft und regt an da nochmal reinzugrätschen?

Alex: Nee, das ist ja eine Musik, ich sag mal im Falle von Turbostaat und uns. Die und wir haben auf das Thema deutschsprachiger Punkrock gesetzt, als sich da kein Schwein für interessiert hat. Wir kommen aus einer Zeit, als das kein Hypethema war und wir wissen auch dass dieser Hype wieder vorbeigehen wird. Das ist aber keine Bedrohung für die Band. Dieser Hype, den es gab und gibt, ist nett, aber kein Beweggrund dafür, dass diese Band macht was sie macht und bei Turbostaat ist das genauso.

Die neue Platte erscheint wieder über Rookie Records Gibt es da einen besonderen Grund für eure Labeltreue? Ihr seid ja mit eine der ältesten Bands auf dem Label.

Alex: Da gibt es ja noch die Spermbirds zum Beispiel. die auch älter sind.

Flo: Die werden immer älter bleiben. Die Bambix gibt es auch schon deutlich länger als uns

Alex: Also wir sind Loyal würde ich mal sagen. Und wir haben sehr viel von Jürgen, dem Macher von Rookie Records gelernt. Zum einen für die Band, zum anderen für Kidnap Music, das Label das wir selbst machen. Mittlerweile haben wir da auch ein ähnliches Netzwerk, könnten das auch selbst machen (das neue Album veröffentlichen, Anm. d. Red.). Klar, es gäb auch größere Labels, die das machen würden. Aber es gibt keinen Grund zu wechseln. Wir sind damit super zufrieden. Es ist immer alles total korrekt gelaufen und es ist einfach eine Freundschaft. Auch da: Es ist keine Firma, wir müssen nicht wachsen. Also wir müssen jetzt nicht zwanghaft alles auf eine Karte setzen, um zu sehen wie weit kann die Firma Pascow kommen. Von daher alles gut so wie es ist!

Flo: Zusätzlich lassen uns Rookie Records auch alle Freiheiten. Man kennt sich und wir wissen, die würden nie mit irgendeinem Scheiß ankommen, auf den wir keinen Bock haben und umgekehrt auch. Es ist halt auch einfach ein freundschaftliches Ding.

Also geht es vor allem auch um die Freiheiten?

Alex: Klar, ohne Freiheiten würden wir das nicht machen. Das ist jetzt auch keine Freiheit, die wir uns aushandeln mussten. Da gibt es ein, ich würde es mal Vorverständnis nennen, dass Jürgen weiß: Wenn Pascow mit irgendetwas kommen, dann hat das auch einen Grund. Wir machen jetzt nicht irgendeinen Scheiß, der weiß: Wir denken uns dabei irgendwas. Wir vertrauen uns da. Umgekehrt ist es genauso. Wenn Jürgen etwas vorschlägt wissen wir auch, dass das in 90% der Fälle Hand und Fuß hat. Von daher sind wir eigentlich ein gutes Team.

Haben denn eurer Meinung nach kleinere deutsche Punkrocklabels allgemein noch einen größeren Einfluss?

Alex: Die kleinen Labels sind ja meistens die, die Bands entdecken. Das war schon immer so. Das wird wahrscheinlich auch immer so bleiben, weil die ja im Underground drin sind. Klar, das Schicksal der kleinen Labels ist ganz oft, dass wenn eine Band größer wird, dann die Größeren kommen und die Band wegziehen, weil da einfach eine andere Struktur ist. Die kleinen Labels leben ja auch dieses DIY-Ding, weswegen das ganze Punkding ja auch noch lebt und existiert. Von daher sind die total wichtig! Genauso wie die ganzen AZs, JuZes, Fanzines und so weiter. Das sind die Leute, die die Szene sozusagen am Leben halten. Es ist dann auch okay, wenn eine Band da irgendwann rauswächst, als Beispiel Turbostaat, Feine Sahne Fischfilet, Broilers, da gibt’s ja ganz viele Bands, die irgendwann den Sprung aus der Szene raus machen, der Szene aber trotzdem verbunden bleiben. Und dann finde ich es als Szenekritik albern den Bands das vorzuwerfen. Wieso sollte man das künstlich klein halten? Das ist auch dumm!

Eine letzte Frage von Pascow-Hardcorefans vom Campingplatz: Ist „Too Doof To Fuck“ über Jörkk Mechenbier (Sänger von Love A, die den Song auch gecovert haben, Anm. d. Red.)?

(Die Band lacht)

Alex: Die erste Strophe ja, tatsächlich!