Musik | Hörtest
Kakkmaddafakka – Diplomacy
Zu meinem eigenen Bedauern muss ich zugeben, dass ich noch bis vor einem Jahr nicht wusste wie Kakkmaddafakka überhaupt klingen. Als jemand, der den eigenen Musikgeschmack größtenteils dem Indie-Genre zuordnen würde, scheint dieser Umstand umso ironischer, formiert das Sextett aus Norwegen doch die Indie-Band par excellence. Tatsächlich war es eine bewusste Entscheidung, die ich damals getroffen habe, als ich den Bandamen Kakkmaddafakka zum ersten Mal hörte. Meine erste Assoziation galt dem Punk- oder Heavy-Metal-Genre, jedenfalls Allem was härter klang als eingängige Indiepop-Melodien.
Umso verwunderter war ich, als ich nun Anfang des Jahres die Singleauskopplung Naked Blue hörte – ein beschwingter Track der mich trotz seines polierten Sounds schon nach dem ersten Hören nicht mehr losließ und direkt ein Sommergefühl vermittelte. Mit dem Moment waren jegliche Zweifel der Band gegenüber verflogen und schmerzlich musste ich einsehen, auch wenn es mir unterbewusst schon längst klar war, dass man eine Band doch nicht ausgehend von ihrem Namen einem Genre zuordnen sollte.
Nun haben Kakkmaddafakka mit Diplomacy ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht und kurz gefasst ist die Stimmung der ersten Single richtungsweisend für das neuste Werk der Band: neun überglatt produzierte Songs deren Laufzeit zumeist nicht über die radiotauglichen 4 Minuten hinausreichen. Dazu Textzeilen, die auf simplen Reimen basieren und denen es stellenweise an Tiefgründigkeit fehlt. Im Zusammenspiel mit mächtigen Gitarrenriffs und treibenden Synthies folgt auf Diplomacy eine Indiepop-Hymne nach der anderen. Klingt vielleicht nicht vielversprechend, denn obwohl Kakkmaddafakka soundtechnisch auf Nummer sicher gehen, enttäuscht Diplomacy an keiner Stelle.
Besonders Tracks wie Sin, Frequency oder Get Go bestechen durch zackigen 80’s Pop und sind so perfekt produziert, dass man sie eigentlich nur noch als Guilty-Pleasure abstempeln kann. Auch Runaway Girl und die bereits erwähnte Single Naked Blue bleiben direkt im Kopf hängen. Dennoch scheint die Stimmung auf Diplomacy etwas gedämpfter, als noch auf den Vorgängerwerken der Band. So tragen schwebende Synthesizer-Abfolgen und wehmütige Gesangparts zur melancholischen Stimmung bei. Besonders This Love und My Name heben sich durch ihr zurückgenommenes Tempo und einen verwaschenen Sound ab. Und die von Klavier-Akkorden getragene Ballade The Rest würde sich nur zu gut als Soundtrack für die finale Folge einer Coming-of-Age-Serie machen „Forever young used to be my favourite song/ Now it makes me sad/ Because I know those days are gone“.
Auch nach 15 Jahren im Musikbusiness hat sich bei Kakkmaddafakka soundtechnisch nicht viel geändert: es sind immer noch die poppigen Arrangements und klangvollen Texte, die das Grundgerüst für den Sound der Band bilden und schon nach dem ersten Hören noch einige Tage später im Kopf umherschwirren. Und so wird uns der eine oder andere Track von Diplomacy auch bei 25 Grad im Schatten diesen Sommer noch begegnen.