Musik | Hörtest
Linkin Park – Hybrid Theory
Es ist das Debütalbum der amerikanischen Rockband Linkin Park – Hybrid Theory. Ein Album, das den Namen der Gruppe aus früheren Zeiten trägt und zu den meistverkauften Rockalben des 21. Jahrhunderts gehört.
Es ist ein diverses Album, welches sich in seinen Songtexten, Melodien und Stimmfarben des Sängers Chester Bennington ausprobiert. Mit dem ersten Lied Papercut legen Linkin Park die Exposition ihrer eigenen Gruppe fest. Rapper, Sänger und Rhythmusgitarrist Mike Shinoda sagte dazu, dass es das Lied ist „[…] what our band was all about. That‘s why we put it as the start of the record because it was such a great introduction to who we were and who we are.“
Papercut hört sich schneller durch, als es eigentlich ist. Durch den rockigen Einstieg wird man sofort in einen Rap geleitet, der von Paranoia handelt – das zentrale Thema des Songs. Das lyrische Ich, das wie zwiegespalten wirkt, oder zumindest „the face inside“ unter der Haut fühlt, beschreibt wie falsch und gegenteilig sich die Welt anfühlt. Der nahtlose Rap mit dem wirren Instrumental harmonieren und thematisieren gleichzeitig, wie unharmonisch es im Inneren des lyrischen Ichs aussieht. Gegen Ende des Liedes kommt die erste und einzige Entschleunigung des raschen Gedankenstroms, die sich instrumental und lyrisch durch einen Sonnenuntergang ausdrückt. Es wird mit jedem Hören mehr klar, wieso gerade Papercut so exemplarisch und stilistisch für das frühe Linkin Park steht.
Der zweite Song One Step Closer macht die bereits angesprochene vocal range Chester Benningtons ganz deutlich. „Shut up when I‘m talking to you“ schreit er klangvoll, was sich auch noch in anderen Songs des Albums äußert, wie bspw. in Runaway, By Myself oder A Place For My Head. Es zeichnet sich außerdem längst ab, wie inhaltlich dicht, metaphorisch und bildlich Linkin Parks Lyrics sind. Einige Tracks weiter listet sich mein Favorit des Albums – Crawling.
Ich finde das Lied unfassbar ausdrucksstark, powerful und habe es sofort im Ohr, wann immer ich an Hybrid Theory denke. Es ist eines dieser Lieder, die man nicht vergisst und das irgendwo immer repräsentativ für die Gruppe bleiben wird. Gerade wenn Chester anfängt zu singen, kann man gar nicht anders, als seiner Stimme und den Worten gebannt zu zuhören. Es wird schnell deutlich, dass das lyrische Ich kämpft – mit sich, mit seinen Umständen. Die Lyrics lesen sich auch biografisch, da Chester Bennington seine Drogen- und Alkoholabhängigkeit in dem Lied verarbeitet hat und thematisiert. Die Stellen „I can‘t seem to find myself again, my walls are closing in“ und „Crawling in my skin, these wounds they will not heal“ packen mich am meisten und sind pure Gänsehaut. Auch einer der wohl most iconic Linkin Park-Songs findet sich in Hybrid Theory – In The End.
Das Lied ist geprägt von seinem existenziellen Nihilismus und der Zeit, in der man Ziele verfehlt, sich selbst verliert und doch am Ende alles egal ist. Das gesamte Lied singt sich seh geschmeidig mit seinen klugen Reimen, die nicht nur ihrer selbst wegen dort stehen, sondern wie immer gehaltvolle Lyrics bündeln und stilisieren. Nach Crawling ist In the End mein zweiter Höhepunkt des Albums.
Hybrid Theory ist ein durchweg gelungenes Debütalbum, das nicht einen schlechten Song besitzt, nicht ein Wort zu viel oder zu wenig trägt und Linkin Park zu Recht in die breite Öffentlichkeit katapultiert hat. Die Auseinandersetzung mit Chester Benningtons Leben lohnt sich genauso, sowie sich die Lyrics in diesem Zusammenhang genauer anzusehen. Rockig, laut und nur so vor Energie strotzend, kann ich dieses Album wirklich nur empfehlen!
Foto: Linkin Park / Warner