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TheOrionExperience_CosmiCandy
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The Orion Experience – CosmiCandy

21. Juni 2022
von Ina Wagner

Space-themed funky Rock-Pop: So könnte man die Orion Experience allgemein gut beschreiben. Aber CosmiCandy ist trotz einer recht kurzen Laufzeit von etwas mehr als einer halben Stunde eine absolute Goldgrube. Das Album wurde 2006 von der New Yorker Band um Orion Simprini rausgebracht und ist aber aktueller denn je.

And all those pretty words you say to me, they pick me up whenever I‘m feeling down“

The Queen of White Lies zaubert nicht nur ein Lächeln aufs Gesicht, sondern bringt einen auch noch zum tanzen. Der Song der folgt, ist jedoch mittlerweile schon fast zu einer Hymne einer halben Generation geworden: The Cult of Dionysus ruft auf, den Verlust der Lebenslust mit einer neuen Religion zu bekämpfen:

Let’s make a decision, start a new religion. Yeah we’re gonna build a temple to our love.“

Und ein Wunderbares, das die Texte der Gruppe haben: Sie schließen niemanden aus. Ob man also polyamorös veranlagt, bisexuell oder genderfluid ist, vielleicht aber auch überhaupt noch nie über so etwas nachgedacht hat, The Orion Experience hat einen Text parat, in dem man sich irgendwie wiederfinden kann.

I got it bad again, an o-b-s-e-s-s-i-o-n“

Und besessen von Obsession kann man auch echt leicht werden, denn der Rhythmus alleine holt einen schon in den ersten Takten ab. Da merkt man auch kaum, dass es sich in dem Lied auch um einen Stalker handeln könnte.

„My alarm clock rings, and I wake up in denial“

Ein Wecker klingelt aber nach Obsession definitiv nicht, denn das Lied das folgt ist träumerisch und traurig und nostalgisch und, und, und…

I Love the Stars erzählt – wie auch das Lied davor – aus der Sicht einer Person, deren Liebe unerwidert bleibt.

„And then I race across the galaxy, Far away beyond reality, To a world where you care for me.“

Nur ist I Love the Stars auch so geschrieben, dass ein jeder Mensch, der schon einmal unglücklich verliebt war, sich zumindest ein bisschen darin erkennen wird.

Adrianne wird im nächsten Song angesungen. Und um Liebe geht es hier auch mehr oder weniger. Aber doch eigentlich eher weniger. Hier hat die Orion Experience einen Vibe der irgendwo zwischen den Beatles und den B-52‘s liegt. Und das passt auch nicht nur bei diesem Song, sondern auch bei ihren Albumcovern und bei einigen anderen Liedern: Denn bunt und gewagt ist die Gruppe ohne irgendeinen Zweifel.

Well it’s all made up, it’s imaginary.“

There’s no love in February bringt das Thema des unglücklich-verliebt-Seins zurück ins Bild.

Dieser Song ist so melancholisch wie sich nur die Zeit um den Valentinstag für Menschen anfühlen kann, die manchmal doch ganz gerne mal nicht mehr alleine wären und deshalb statt zu tindern einfach mal eine Runde träumen. Hiernach ist aber auch mit dem Träumen erst einmal Schluss, zumindest für ungefähr drei Minuten. Denn in diesen drei Minuten übernimmt Like Sexy Dynamite und bringt einen zum Mitwippen.

Bei Your New Boyfriend handelt es sich zwar um ein Thema was so bis zu diesem Punkt in CosmiCandy noch nicht aufgetreten ist, doch ist es ein weiteres Lied über Liebe und Beziehungen. Und nach sieben Liedern, die alle eine andere Form von Liebe behandeln, kann man sich beim achten in der Reihe dann doch schon einmal fragen, ob denn auch noch etwas anderes kommt. Denn Liebe ist zwar ein gutes Thema zum Lieder schreiben, aber auch hier ist irgendwann ein Punkt erreicht, wo ein unpersönlicheres Thema einfach schon beinahe benötigt wird.

Und das vorletzte Lied auf CosmiCandy hat auch endlich ein anderes Thema. We Are the Ones hat nämlich eine gesellschaftliche und je nach Interpretation auch politische Message:

We are the ones you can’t control, we are the ones that won’t be sold, We are the ones you can’t get to look the other way. We won’t obey.“

Denn die Menschen, die The Orion Experience – fast schon klischeehaft – am Meisten hören, sind alle die, die durch ihre Lebensweise dem manchmal doch eher konservativen Amerika aufstoßen. Dazu passt auch, dass die Band dafür bekannt ist Genderfluidität und Bisexualität eine Stimme zu geben; und damit eher unterrepräsentierten Identitäten eine Plattform zum Austausch ermöglicht. Auch Blood & Money – der letzte Titel des Albums – ist ein Aufruf gegen das bestehende amerikanische Gesellschaftssystem.

„Come and watch the death of the American Dream.“

Und mit diesem Mix aus Punk und Funk klingt CosmiCandy dann auch schon aus.

 

Foto: The Orion Experience / Sweet! Records